Die Winterlinge in der Farbe Gelb sieht man im Vorfrühling viel besser als die Schneeglöckchen. Wir sitzen ja noch im geheizten Zimmer und gucken heraus. Sie bilden bei uns große gelbe Teppiche, die mit ihren breiten hellgrünen Halskrausen wie sommerliche Butterblumenwiesen aussehen. Schon einige Wochen vorher gab es die Zaubernuss mit ihren zarten gelben Würmchen zu sehen. Danach kommen Krokusse und wie kleine Trompeten die Narzissen, und irgendwann die Forsythien und Tulpen. Gelb ist die Farbe, die den Frühling einläutet.
Im tiefsten Schatten blüht die Waldsteinie. An den Beeträndern lasse ich Löwenzahn zu, von weitem nicht zu unterscheiden vom Gemswurz, dem Doronicum. Während sie als Staude nicht immer gut über den Winter kommt, leuchtet der Löwenzahn ohne mein Zutun üppig an allen Beeträndern. Die Enkelkinder sind aus dem Alter des Pusteblume-Pustens heraus, und trotzdem werden sie nicht weniger. Dazu wieder ein Spruch von Karl Foerster. Er wurde gefragt, was er gegen Löwenzahn im Rasen mache. „Lernt den Löwenzahn lieben“ war seine Antwort. (Ein Garten der Erinnerung). Mir gelingt das inzwischen besser als meinem Mann, der sie lieber beseitigen möchte. Ich denke mir einfach, dass sie Gemswurze sind, aus der Ferne sehen sie ja genauso aus.
Im späten Frühling gibt es Trollblumen und Primeln. Im Frühsommer blüht bei uns weniger Gelbes, mit Kerrie, Ginster und Goldfelberich (Lysimachia) gibt es aber zwischendurch immer etwas in Gelb. Die gelblichen Rosen und Sonnenblumen werden an zwei, manchmal drei Stellen zusammengestellt. Im Sommer blühen neben den gelben Rosen und der orangefarbenen Strauchrose Westerland alle meine Lilien: die gelbe Taglilie Jake Russel, Schwertlilien und richtige Lilien. Und dann sind Gelbtöne in den Blättern vieler Pflanzen vertreten, der Spindelstrauch (Euonymus) färbt mehrere Quadratmeter gelblich. Manche Funkien haben kräftig gelbe Ränder, bei uns gedeihen gut drei Mama mia. Sie passen zu den gelb-grünen Blüten des Frauenmantels. Deren fahles Gelb hilft eher als Begleitpflanze für rote Rosen, für purpurgetöntes oder kräftig knalliges Blau.
Violettes oder Fliederfarbenes beißt sich mit Gelb. Mich stört das bei der Blüte der Funkien, ich finde es unschön, wenn sie in ihrem blassen Violett blühen, es passt dann nicht zum Gelb im eigenen Rand. Frau Marianne Foerster ging es ähnlich, sie sprach von einem „hellblaulila-verwaschenen Farbenspiel“ auf das sie gern verzichtete (Der Garten meines Vaters). Eine gelbgeränderte Funkie steht den ganzen Sommer bei den gelblichen Rosen, zum Glück blüht sie, wie geplant, in Weiss. Bei Foerster wurde eine Züchtung empfohlen, Hosta ventricosa, deren Blätter nur grün sind und die blau blühen sollte. Als sie nach zwei Sommern endlich blühte, wurde ich enttäuscht: Es war das hellblaulila-verwaschene Farbenspiel.
Einige der schönsten Rosen bringen Gelb mit: Lichtkönigin Lucia, Friesia, Gloria Dei, Goldelse und Candlelight. Ich beobachte, dass, leider, die Rosen bei starkem Sonneneinfall verblassen, sodass das Gelb an Leuchtkraft verliert. Richtig gelb bleiben die Taglilien und die Sonnenhüte. Sie vermehren sich so gut, dass sie schon an verschiedenen Stellen angekommen sind.
Die wuchernden Staudensonnenblumen sind mit der Goldrute in Magerecken verbannt worden, wo ich ihnen dann doch wieder dankbar bin, dass sie hinten, wo sonst nichts kommt, zuverlässig blühen. Vor allem die Goldrute finde ich wunderschön, aber sie verdrängt alles andere, wenn man sie denn lässt. Seit einigen Jahren habe ich eine Rudbeckia triloba, die ich regelmäßig im Frühsommer bei Foerster’s Staudengärtnerei in Potsdam kaufe. Sie ist eine Einjährige, die über Monate als Busch mit ihren kleinen gelben Blüten und braunen Augen einen wunderbaren Farbtupfer setzt, von September bis Ende Oktober. Dann bekam ich eine Rudbeckia hirta geschenkt, diese Einjährige samt sich selbst aus und blüht schöner und größer als die mittelhohe Rudbeckiastaude Goldsturm, die eine Foerster-Staude ist.
Selbst ausgesät haben sich Nachtkerzen. Sie sind zweijährige Pflanzen. Da sie sich überall hinsetzt, wird sie im zweiten Jahr dorthin gepflanzt, wo sie blühen soll, im Vorgarten und weit hinten im Garten. Die Blüte geht am Abend auf und verströmt einen intensiven, süßlichen Duft. Manche werden mannsgroß. Sie leuchten in Sommernächten. Und ebenfalls selbst ausgesät hat sich der gelbblühende Lerchensporn. Er hat ein hübsches, hellgrün gefiedertes Blattwerk.
Im Herbst gibt es Chrysanthemen. Aus Ablegern meiner Nachbarin habe ich inzwischen ein drei Meter langes Band mit ihnen bepflanzt, welches in den Vorgarten bis Ende November viel Farbe bringt. Ich werde sie nun auch im hinteren Teil des Gartens beheimaten. Eine Freundin von mir schwärmt für Studentenblumen (Tagetes). Bisher habe ich sie nicht beachtet, sie eher ignoriert, so wie ich Fleisschen und Petunien meide. Nun sehe ich genauer hin und sehe, dass nicht nur die Blüten schön sind, meist gelb oder auch mit orange im Wechsel, sondern auch ihre Blätter. Beim ersten Anpflanzen freuten sich vor allem die Schnecken, aber ich werde es weiter probieren. Der Garten der Freundin ist nicht weit von hier, und was da gelingt, sollte auch hier möglich sein.
Jakob Augstein hat in seinem Buch Die Tage des Gärtners (Hanser) seine Abneigung gegen Gelb erklärt. Im Frühling ginge es ja gerade noch. Er sei durchaus bereit, Ausnahmen zu machen, zum Beispiel bei gelbrandigen Funkien. So ganz kann ich das nicht nachvollziehen, allerdings habe auch ich höchstens vier Ecken, auf die ich Gelb konzentriere, somit ein Zuviel an Gelb meidend. Aber einen Garten ganz ohne Gelb stelle ich mir kalt vor, ich glaube, für mich bringt Gelb die Wärme, die wir uns gerade im Frühling und im Herbst so sehr wünschen.
Loewenzaehne schmecken auch im Salat mit oder ohne Speck /Bacon , hartgekochten Eiern , gegrillten Brotstuecken…