Gärten in China

Nan Lian Garten in Hongkong.
Nan Lian Garten in Hongkong.

In diesem Herbst machten wir eine kurze „Vierstädtereise“ nach Shanghai, Macao, Hongkong und Peking und haben uns Gärten in China angeguckt. Schon vorher hatte ich versucht, einiges über Gärten in China zu lesen, aber fand bisher noch kein Buch, das ich empfehlen könnte. Kennen Sie ein Passendes?

Die meisten meiner Erkenntnisse stammen von Reiseführern, den geschriebenen und den Ausführungen der Reiseleiter vor Ort: Gärten müssen nach der chinesischen Philosophie vier Elemente enthalten: Yang und Yin (in dieser Reihenfolge), Pflanzen und Holz, womit das Holz gemeint ist, aus dem die Gebäude entstehen.

Das Yang, das männliche Prinzip, steht für Steinernes, Berge oder Mauern, die den Garten nach Außen abschließen. Gegen Feinde, die manchmal auch als Dämonen kommen. Zum Glück kann man sie gut mit erhöhten Schwellen oder Zickzackbrücken fernhalten. Aber große Felsbrocken müssen auch sein, wenn möglich aus einem Gebirge herangeschafft, notfalls hilft auch Beton. Sie werden nach dem Prinzip der Geomantik (besser bekannt als Feng Shui) verteilt.

Das weibliche Prinzip Yin steht für Wasser. Der Reiseleiterin in Shanghai war es sehr wichtig, dass in diesem Gewässer Fische sind, und dort waren auch sehr viele herrliche Kois, sie bedeuten Leben, ohne sie wäre das Wasser tot. Auch im großen Teich in Hongkong schwammen sie. In Peking spielten sie schon in den Erklärungen keine Rolle; und es waren in den Teichen auch keine Fische zu sehen.

Yuyuan Garten in Shanghai.

Mit Pflanzen sind eher Bäume gemeint, oder Sträucher. Ende Oktober blühten eigentlich nur Bougainvillea, immer wieder Rosen, vereinzelt noch Hibiski. Als Stauden haben wir nur einige wenige Gräser und in der verbotenen Stadt von Peking Reste von Pfingstrosen gesehen. Keine Zwiebelgewächse, aber das lag sicher auch an der Jahreszeit. Man müsste im Frühjahr noch einmal kommen, dann blühen einige der Bäume, und die Kamelien hatten vielversprechende Knospen.

In allen Gärten waren Steineiben (Podocarpus macrophyllus), die oft als Bonsaisträucher gezogen waren, manche haben aber auch beträchtliche Höhen erreicht. Sie werden in Deutschland als Tempelbaum verkauft, im Nan Lian Garden in Hongkong heißen sie Buddhist Pine.

Nan Lian Garten in Hongkong.

Diesen Garten möchte ich hervorheben, schon seine Geschichte ist besonders: Er liegt mitten in der Millionenstadt Hongkong in Kowloon, der Eingang ist unter mehreren Autobahnbrücken versteckt. Beim Rundgang vergisst man dann die Umgebung und wird durch alles geführt, was zu einem chinesischen Garten gehört. Alle Gebäude sind aus Holz (englisch: timber). Alle hatten erhöhte Schwellen, die wir Menschen mühelos, aber die Dämonen zum Glück nie überwinden könnten. Besonders gefiel mir die Chinese Timber Architecture Gallery, in der die Baustile der Jahrtausende präsentiert werden. Aber das Besondere habe ich erst gestern gelesen, als ich mir den Flyer durchlas: Der Garten ist erst 2003 vom Government beauftragt worden und war 2006 fertiggestellt. Wow! Von den Felsen wurde berichtet, woher sie kamen, aber auch die großen Bäume müssen von irgendwo hergeschafft worden sein.

Nan Lian Garten in Honkong.

Der Garten in Shanghai heißt Yuyuan Garten und stammt aus der Ming-Zeit. Er hatte sehr alte Bäume, über hundertjährige Magnolien und einen vierhundert Jahre alten Ginkgo. Er war nicht nur höher, sondern vor allem buschiger als die in Bologna im letzten Beitrag beschriebenen! Wussten Sie, dass es männliche und weibliche Ginkgos gibt? Die weiblichen sind zierlicher und tragen rötliche fetthaltige Früchte, die schnell ranzig werden und dann übel nach Buttersäure riechen.

Im Internet können Sie lesen, wie man in deutschen Städten darüber streitet, ob die weiblichen Bäume zu fällen wären oder die Straßen öfter zu reinigen. In China liefen an den Orten, die wir besichtigten, immer Straßenkehrerinnen herbei, wenn etwas auf den Boden gefallen war, Ginkgofrüchte könnten da kaum lange liegenbleiben…

Die Riesenstadt Shanghai war durch große Mengen von Blühpflanzen geschmückt, entlang der Uferpromenade waren kleine Töpfe mit blühenden Chrysanthemen an einer Wand zu riesigen Flächen zusammengesteckt, entlang der Stadtautobahnen hingen Kästen, die mit Blühendem bepflanzt worden waren. Wenn sie verblüht sind, kommen Gabelstapler und rupfen sie wieder heraus. Was da wohl im Winter gepflanzt wird?

Und entlang der Fernstraßen sehr viele Bäume, meist Ginkgos, deren goldgelbe Blätter in der Sonne leuchteten, sie waren höchstens zehn Jahre alt.

Wieder zurück und auch bei Betrachtung der Fotos, kommt kaum Sehnsucht auf: Die chinesischen Gärten sind mir zu yangmäßig: Dazu passt das Kapitel Frauengärten und Männergärten. Zu sehr mag ich Stauden, und jetzt im November die vielen Einjährigen, die noch blühen. Und in meinem kleinen Stadtgarten wäre sowieso kein Platz für große Bäume und Felsbrocken!

Aber die Steineibe reizt mich sehr: Einige von ihnen scheinen winterhart zu sein, ich erwäge, mir im nächsten Jahr eine probehalber zuzulegen, um vielleicht den vom Zünsler angefressenen Buchs zu ersetzen.

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