Seit der Lektüre des Buches Die Blüten der Stadt von Paul-Philipp Hanske schnuppere ich die Düfte des Vorfrühlings. Heute besuchte ich in meinem Garten die in seinem Buch für diese Saison beschriebenen Pflanzen: Da ist als erste die Zaubernuss. Sie blüht schon seit Anfang Dezember. Hanske beschreibt, dass die zarten Blütenfäden sich bei Frost wieder zurückziehen zu einer Knospe; da in diesem Jahr der Winter ausfiel, konnte ich es nicht verfolgen. Zum Glück muss ich mich zum Schnuppern nicht bücken und kann bestätigen; ja, sie riecht nach Zitrusfrüchten.
Riesige Flächen in unserem kleinen Garten sind mit Winterlingen und Schneeglöckchen bedeckt. Wegen ihrer Bodennähe verzichte ich hier auf das Schnuppern. Sie sind in den fünfunddreißig Jahren, die wir mit diesem Garten leben, in allen Beeten angekommen – Winterlinge haben auch schon den Nachbargarten verschönt, und wurden auch schon weiter verschenkt.
Gänseblümchen wurden leider Opfer der hingebungsvollen Rasenpflege meines Mannes, hin und wieder zeigt sich wieder einmal eines, auf öffentlichen Flächen sind es mehr. Sie besitzen die Fähigkeit, extreme Minusgrade zu überstehen, in diesem milden Winter konnten sie dies nicht zeigen.
Und dann gibt es Krokusse, die von mir gesteckten sind meist weiß und dunkel lila, und wir haben, vor allem im Rasen, viele blass violette Elfenkrokusse, die sich immer weiter vermehren. Manchmal wurden sie von Amseln geköpft, wir hatten gehört, dass sie dann Durst hätten.
Hanske hat eine spannendere Theorie: dass sie Opfer kämpferischer Amselmännchen wären. Überhaupt, wenn wir im Frühling abends dem lieblichen Amselgesang lauschen, hören wir „in Wirklichkeit ein aggressives Pöbeln in Richtung Nachbarfamilie.“ Amselmännchen würden von der Farbe Gelb gereizt, da die Schnäbel und Augenringe der Männchen alle gelb wären, und deswegen gingen sie an gelbe Krokusse, um in ihnen den Rivalen zu vernichten. Bei uns waren es gerade die blass lila Elfenkrokusse, ich glaube eher, dass die grellen Blütenfädchen die Auslöser sind. Beweisphoto anbei. Werde das Herrn Hanske mal als Leserbrief schicken und bin gespannt auf seine Antwort.
Da wir bei den Vögeln sind: wir füttern weiter, wie im Kapitel Vögel füttern beschrieben. Letzte Woche wurde das Ergebnis der Wildvogelzählung in Berlin bekannt gegeben: Es überwiegen die Spatzen, bei uns zum Glück immer noch die Meisen. Viele Kohl- und Blaumeisen, manchmal kommen Schwanzmeisen an die Futterstelle, als Weihnachtsgeschenk kamen sie zu acht! Und zu der alleinstehenden Haubenmeise, die den ganzen Winter über kam, hat sich jetzt eine Zweite gesellt.
Auch bei uns kommen kaum noch Grünlinge, die machen eine Krankheit durch. Auch Amseln seien vermindert, auch durch eine Krankheit. Bei uns sind etwa gleich viele geblieben. Innerhalb des S-Bahnrings gäbe es eine fünfhundert Vögel starke Schar von Seidenschwänzen, da hoffe ich, dass wenigstens einige von ihnen auch mal bei uns vorbeikommen, wir leben ja direkt am S-Bahnring.
Aber, zur Freude am Vorfrühling zur Winterzeit, kommt eine Sorge: Seit Tagen gibt es in der Antarktis sommerliche Temperaturen, es wurden sogar 20° C erreicht!