Im April waren wir für einen Tag in Mailand, unterwegs nach Palermo, wo wir dann nach 16-stündiger Zugfahrt am nächsten Tag ankamen.
In den wenigen Stunden in Mailand konnten wir den Orto botanico Brera besuchen, ein schattiges Kleinod inmitten der Stadt und das ohne Eintritt! Vor vielen Jahrhunderten gegründet und angelehnt an eine Universität, bei den Pflanzen werden zum Beispiel die Mendel’schen Gesetze erklärt.
Sie haben eine schön bebilderte Webseite mit einem ausführlichen Programm, mit Angeboten auch für Kinder, oder Konzerte. Oder wollen sie lieber lernen, Pflanzen zu malen? Dann gäbe es einen Kurs an vier Tagen innerhalb von vier Wochen.
Kleiner Tipp, falls Sie Italienisch lernen wollen: die Webseite auf Italienisch lesen, man versteht mehr, als man denkt…
Überall sind hohe Bäume, im April war der Schatten noch nicht so nötig, einige Bänke zum Verweilen, die im Hochsommer sicher gut besetzt sein werden. Es gab wenige Blühpflanzen, aber schöne Farne und Funkien.
Auf dem Weg dahin staunten wir über die vielen Straßenbäume, so als hätte es hier schon vor Jahren einen BaumEntscheid gegeben, und in kürzeren Abständen als 15 m und auf jeder Seite!
Der nächste Besuch war in Palermo, erst in der Villa Giulia, dann im orto botanico, der liegt direkt daneben. Die Villa Giulia ist ohne Eintritt zu besuchen, der Orto kostet. Mir gefiel Giulia besser, sie ist übersichtlicher und hat schöne große Töpfe, auf denen das Genie von Palermo gelobt wird.
Während wir diese kerngesunde Buchshecke bei Giulia bewunderten, fraß in unserem Berlin Garten der Zünsler an unseren beiden Sträuchern. Wir dachten schon, sie würden nun eingehen. Aber wieder hat der Bazillus thueringensis sie gerettet. Heute, nach nur 6 Wochen sehen sie wieder (fast) gesund aus.
Palermo und Goethe, das war doch was: Ich hatte immer gedacht, Goethe hätte den Orto besucht, die genauen Aufzeichnungen sagen:
„6. April 1787: Monte Pellegrino. Kirche der Heiligen Rosalie, dort: Statue der Hlg. Rosalie.
»Öffentlicher Garten, unmittelbar an der Villa Giulia“. Offensichtich ist dieser „öffentliche Garten“ später zum Orto geworden, als er 1797 gegründet wurde, aber es gibt im Gewächshaus eine Pflanze, die Goethe heißt, sie war nicht schön genug, um sie zu fotografieren.
Wie zu dieser Zeit üblich, waren große Bäume, gerne aus fernen Ländern geholt, das Wichtigste.
Dekorativ arrangierte Beete gab es kaum. Übrigens, das italienische Wort für Beete: Aiuole ist eines meiner Lieblingswörter: alle fünf Vokale und nur ein Konsonant, das kann man im Deutschen nicht schaffen!
Dort gibt es überall gerade Wege, selbst im Glashaus. Und warum eine Sammlung von Kakturfeigen (ficodindia) in Töpfen gezogen werden, obwohl sie entlang der Straßen überall stehen, fragte ich mich. Und die Töpfe waren nicht mal so elegant wie die, die wir in Syrakus im Museum gesehen haben, ausgegraben aus griechischer Zeit.
Dass es dann sehr stark regnete, kürzte den Besuch ab. Wir saßen in einem als Bistro umgewandelten Glashaus und freuten uns für die Pflanzen über den kräftigen Regen.