Gärten machen Arbeit, das ist bekannt. Und dass Gartenarbeit Spaß macht, auch. Aber nicht jede Gartenarbeit macht gleich viel Spaß, und obwohl die Menschen und ihre Vorlieben unterschiedlich sind, gibt es Gartenarbeiten, die niemand wirklich gern macht, bei uns sind das Unkrautausstechen und Kompostumsetzen. Wenn der Rasen riesig ist, wird das Vertikutieren eine Qual, und manchmal sogar das Rasenmähen. Man will ja nicht immer arbeiten, einfach nur im Garten sitzen, oder liegen, ist auch schön.
Bei uns kommt hinzu: das Alter fordert seinen Tribut. Ich sehe meinen Mann nicht gern auf der Leiter, wenn er die eingegangene Clematis aus der Kletterrose entwirrt. Die jüngeren Familienmitglieder sind mit ihren Kindern und dem Berufsleben so ausgefüllt, dass sie die Gartenzeit mehr als wir zur Freizeitgestaltung brauchen. Das heißt, dass sie gerne sitzen oder vielleicht mal eine gemütliche Arbeit machen, im Stehen oder Gehen, was ihnen gerade Spaß macht. Auf Knien Unkraut stechen ist leider nicht dabei.
Hilfskräfte sind also gefragt. Eine Bekannte hat ihrem Mann zum Geburtstag einen Roboter geschenkt, der ganz alleine und leise den Rasen mäht. Der Mann hat ihn so programmiert, dass das Gerät sich allein auf den Weg macht, dann bis zu anderthalb Stunden, ohne Krach, mäht, danach wieder in den Schuppen fährt, dort die Batterie auflädt und gegebenenfalls weitermäht. Sie nennen ihn unseren neuen Untermieter. Von der Terrasse gucken sie zu, wie er den großen Rasen mäht. Andere Bekannte verzichten darauf, diesem Schauspiel zuzugucken: Sie lassen den Rasen nachts mähen, wenn die Nacktschnecken unterwegs sind, die werden dann mitgemäht. Das passende Geschenk für Freunde, die schon alles haben! Zum Glück geht es auch einige Nummern kleiner. Statt Blumengutschein einige Stunden Gärtner oder Gärtnerin schenken! Eine andere Freundin wird ihrem Mann einen zu Weihnachten schenken.
Zu meinem Gärtner bin ich so gekommen: Nach einer schweren Krankheit war ich einfach zu schwach und konnte nur sehr leichte Arbeiten machen, aber ich war gerne im Garten und litt dann unter all dem Wildwuchs. So wollte die Familie meine Lebensfreude stärken, und es wirkte. Inzwischen kann ich wieder vieles, auch über Stunden, und arbeite trotz Gärtnerhilfe mehr denn je im Garten. Nur wenn ich so, im wahrsten Sinne des Wortes, im Garten drinstehe, sehe ich die Plätzchen für neue Pflanzen, die man unbedingt ausprobieren sollte.
Manches Schwere konnte ich früher auch nicht. Deshalb sind insbesondere mein Mann und unser Sohn durch den Gärtner entlastet. Und es ist angenehm für alle, wenn die von der Saison vorgegebenen Pflichtaufgaben erledigt sind und man so ganz ohne schlechtes Gewissen den Garten wachsen und blühen lässt. Ich kenne viele, die, wenn sie von ihren Gärten reden, erst einmal entschuldigende Worte finden. Meist sind es die Berufstätigen mit Kindern, die noch im Haus wohnen. Zu ihrem Garten fällt ihnen zuerst ein, was sie alles noch nicht geschafft haben. Das tut weder Mensch noch Garten gut.
Bei uns im Garten haben wir viele Planer, aber ich, die Oma, setze mich bisher meistens durch. Meine Hilfsmittel sind Ausdauer, Beständigkeit und unsere Gärtner. Wenn ich meinen Mann früher um Hilfe bat, weil ich etwas nicht alleine schaffte, etwa das Schleppen schwerer Kübel oder das Zurückschneiden hoher Büsche oder gar das Teilen großer Stauden, so hörte er zu und sagte wenig, aber brummte zustimmend, jedenfalls schien es zustimmend. Dann konnten jedoch Monate vergehen, bis er dazu kam. Leider rutschte ich dann in die Nörgelfalle. Eine andere Entwicklung nimmt es, wenn ich den Sohn, der ja auch in Haus und Garten lebt, anspreche. Er stellt meinen Plan grundsätzlich in Frage und spricht abwertend von meinem Pflanzenkarussell. So bezeichnet er das Umpflanzen, als wenn ich zum Spaß meine Pflanzen umsetzen wollte. Er beginnt mit einer ausführlichen Erörterung, warum dies nicht nötig sei, zumindest nicht jetzt. Dass die Pflanzen doch ihre Ruhe bräuchten und so weiter. Das ist noch anstrengender!
Die Lösung ist und bleibt der Gärtner. Er macht alles im vorher festgelegten Zeitrahmen und geht auf meine Verbesserungseinfälle freundlich ein. Aufgrund unseres fortschreitenden Alters ist der Gärtner immer weniger ein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Ich schlage vor, zu Geburts- und Namenstagen, zu Mutter- und Vatertagen oder auch zu Weihnachten Mitgärtnern einige Gärtnerstunden zu schenken!