Auf der Speisekarte stand ein Gericht mit Linguine, Cernia und Datterini – sind das Tomaten? Wir saßen in Sizilien am Golf von Syrakus mit Blick auf die Stadt. Dass Linguine Nudeln sind wussten wir, Cernia ist Zackenbarsch, sagte das Wörterbuch, aber Datterini? Wie die Teenager bemühten wir auf unseren Smartphones alle möglichen Wörterbücher, aber nur Datteri (Datteln) gab es da. Geschmeckt hat es trotzdem.
Der nächste Tag brachte auf dem Markt in Syrakus des Rätsels Lösung: Es sind Tomaten, die klein wie Datteln sind und auch etwas süß schmecken. An die fünf verschiedene Sorten gab es zu kaufen, Ciliegini (Kirschtomaten) oder Riccio, die aussahen wie Ochsenherztomaten.
Diese Namen trafen wir dann auf den Speisekarten wieder, man bestellt mit seinem Gericht nicht einfach Tomaten, sondern eine bestimmte Sorte. In jedem Ort in den wir neu einkaufen gingen, tauchten neue Namen auf. Irgendwann habe ich sie nicht mehr ausprobiert, es wurden zu viele.
Auf den Speisekarten waren es vor allem die Datterini und Kirschtomaten. Eine Sorte heißt sogar Piccadilly, die hatte es nicht bis auf die Speisekarten geschafft.
Tomaten sind auch in Italien vor über hundert Jahren aus Amerika gekommen. Sie heißen Pomodori, was goldene Kugel bedeutet. Ob das der Grund ist, warum sie Eigennamen bekommen haben? Mit goldenen Kugeln haben sie ja keine Ähnlichkeit.
In Palermo, auf der Westseite der Insel gibt es die Sorte Corleone, auch sie sieht aus wie eine Ochsenherztomate. Als ich in Syrakus den Verkäufer danach fragte, antwortete er, die gäbe es nur in Palermo. Corleone war früher die Mafiahochburg und liegt in der Nähe von Palermo. Schmecken tun sie alle so gut wie die aus meinem Garten. Naja, fast!