Beerensträucher blühen auch, aber hier geht es um blühende Sträucher, die wegen ihrer Blüte gepflanzt werden. Die anderen halten wir wegen der Früchte.
Neulich besuchte ich einen großen Garten, der in der DDR, wahrscheinlich lange vor der Wende, mit viel Sachverstand angelegt worden war. Dort gab es die bekannten im Frühling blühenden Sträucher, die uns mit ihrer Blütenfolge erfreuen: Forsythien, Flieder, Ginster, Spiräen, Weigelien, Kolkwitzien, Deutzien und Philadelphus, auch Falscher Jasmin genannt.
Es gab auch Raritäten wie Tamariske und Perückenstrauch oder blühende Hartriegel mit weiß gesprenkelten Blättern, die wie eine Blüte wirken. Leider sah man auch, was geschieht, wenn Sträucher nicht gepflegt werden. Sie hatten große Durchmesser und waren außen grün mit verkahlten Hohlräumen im Inneren, die wie Bunker herumstanden. Sie waren schattengebende Platzräuber. Ich schätze, sie wurden seit der Wende nicht mehr beschnitten. Hier zeigt sich, dass blühende Landschaften regelmäßig gepflegt werden wollen.
In unserer Nachbarschaft wurden diese großen Sträucher auch irgendwann gepflanzt. Nicht viele haben sich halten können, da sie zu gewaltig wurden und zu viel Licht raubten. Bei uns gab es nur eine Haselnusshecke, aber die Nachbarn zu beiden Seiten waren eingerahmt von diesen schönen Frühlingsblühern. Ein Nachbar, dessen Garten auf der Schattenseite liegt, hat vor etwa fünfzehn Jahren gesehen, dass er statt in einem Garten in einem von grünen Wänden umgebenen Schattenhof saß. Er hat viel gefällt und beschnitten und auch uns darum gebeten. Erst fand ich das etwas übergriffig, inzwischen gefällt es mir besser so. Auch bei uns wurde es heller, man kann in die Weite und auf seine schönen Blumen gucken. Im Gegenzug hat er einmal eine neugekaufte orangene Azalee weiter weg von unserem Zaun verpflanzt, da sie sich mit meinem zartrosa Rhododendron am Gartenzaun biss. Meine Bitte fand er sicherlich ebenso übergriffig.
Der andere Nachbar, in dessen Schatten wir leben, liebte hohe Sträucher. Sie nahmen ihm ja keine Sonne. Aber letztes Jahr gab es eine Wende hin zu einer lichten Zukunft: Nach langem Regenguss hatte sich eine 2 m lange Rosen- und Fliederhecke um über einen Meter gesenkt und lag, zaunübergreifend, auf unseren Pflanzen. Er hat sie dann entfernt.
Nun hofften wir, dass zumindest für ein paar Jahre auf unserer Seite mehr blühen würde. Eine Buddleja alternifolia war von uns über seine Sträucher gewachsen und wurde im Gegenzug großzügig zurückgeschnitten. Einmal um ein gutes Beispiel abzugeben, aber vor allem, weil ich es inzwischen lieber mag, wenn die Sträucher klein und niedlich sind. Heller ist es nun, und ganz neue Pflanzen kommen für die darunterliegenden Bereiche in die nähere Auswahl. Schließlich durfte ich auch seinen zaunnahen Liguster kurz schneiden, so kurz, wie ich wollte. Dieser hatte mir zunehmend die Sicht von meinem Essplatz auf den wunderschönen Garten eben dieser Nachbarn geraubt. Im folgenden Jahr wurden alle seine Hecken und Sträucher entlang der Gartengrenze so stark eingekürzt, wie ich es mir immer gewünscht hatte. Ganz herzlichen Dank noch einmal!
Die Gartenexpertin Gabriella Pape schreibt in ihrem Buch Meine Philosophie lebendiger Gärten (Insel), wie sie in ihrer Beratungstätigkeit Kunden zu Beginn damit beauftragt den eigenen Garten auszumessen. Dabei entdecken ihre Kunden, wie viel Totraum in ihrem Garten liegt. Sie stellt fest, dass sich die Gartenbesitzer ganz unterschiedliche Vorstellungen von den Ausmaßen ein und desselben Gartenraumes machen. Der Lageplan dient dann als Vorbereitung auch der Gespräche der Kunden untereinander, meist sind es Ehepaare.
Ich nahm das Wissen von diesen blinden Flecken zum Anlass, gut sechs Quadratmeter aus dem Tiefschatten unter einem Ranunkelstrauch (Kerrie) dem Lichte zuzuführen. So gewannen wir Raum. Die kurzgeschorene Kerrie war nach kaum zwei Monaten, wieder über einen Meter hoch, ich glaube, sie darf nicht mehr so groß werden wie zuvor. Sie soll im nächsten Frühling zusammen mit dem Mandelbäumchen, welches sie schon überwuchert hatte, blühen. Neupflanzungen haben wir seitdem von Anfang auf verträgliche Größen zurückgestutzt.
Meine neu gekauften Sträucher sind meist Winterblüher, weil wir Klaus Foersters Ausspruch „Es wird durchgeblüht!“ in die Tat umsetzen wollen. Alles, was in Herbst und Winter blüht, wird besonders geschätzt. Deshalb beginne ich mit der Beschreibung eines Herbstblühers: Im Oktober beginnt die Blüte der Kamelie Sasanqua, meine beiden sind weiß. Empfindlich sind ihre Blüten, sie erfrieren, wenn man sie nicht schützt. Aber manchmal lässt der strenge Frost sich ja Zeit, dann strahlt sie als Winterblüher, einmal blühte sie bis in den Januar hinein.
Mit der Kälte kommt der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum) zur Blüte. Er blüht in einem blassen Gelb, immer, wenn es einige Tage nicht gefroren hat und die Sonne scheint. Ich ziehe ihn ohne Anstrengung aus Ablegern, die jährlich anfallen, wenn er im Mai/Juni in seinem Wachstumsdrang gebremst werden muss. Er gibt schnell, mit einer Rankhilfe, dichte und hohe Hecken. Im Schatten blüht er kaum, allerdings sind die kleinen sternchenförmigen Blätter auch hübsch.
Meist kommt schon im Januar der rosa Schneeball (Viburnum bodnantense), mit seinen Blüten, die im tiefsten Winter erfreuen und lange halten, bis in den April hinein. Er wächst auch in Höhe und Breite, so dass er von weiter weg gut sichtbar ist. Die Zaubernuss (Hamamelis) ist ein langsam wachsender Strauch, dessen Blüten aus feinen gelben Fäden bestehen. Sie ist so zart, dass ich sie, um sie im Winter vom Fenster aus sehen zu können, umpflanzen musste. Vorher war sie zu weit entfernt. Sie ist eher teuer, was sicher mit dem langsamen Wachstum zu tun hat. Aber sie setzt kräftige Farbe ins winterliche Grau. Sie blühen bald zwei Monate lang. Nun habe ich noch ein Plätzchen für eine rote Hamamelis Diane gefunden. Sie wird dann, hoffentlich, endlich mal ein roter Winterblüher. Bei Schnee wird sie besonders wirken. Das Weidenkätzchen kommt im Februar oder März zur Blüte.
Einer früh blühenden Azalee im Fliederton (Azalea praecox) folgt ein Rhododendron, der rosa Knospen hat und dann fast weiß blüht, wahrscheinlich eine Cunningham White. Ende März kommen die Forsythien dazu, sie zeigen an, dass der Winter fast vorbei ist. Meist kommen Kerrie und Mandelbäumchen zusammen, eine Farbkombination, die ich früher etwas daneben fand, rosa und gelb, wie kann das passen?! Aber inzwischen genieße ich sie. Und danach, im April und im Mai, blüht es überall, bei den Nachbarn und bei uns, die Obstbäume sind weiß mit etwas Rosa, die eine oder andere Kamelie öffnet ihre verschwenderischen Blüten.
Nach den Magnolien geht der oben aufgezählte Frühlingsreigen mit Rhododendren, Ginster (Genista) und Flieder (Syringa) weiter. Es wird weiß und rosa im Garten, und leuchtend rot mit einem Rhododendron und der Baumpäonie (Paeonia suffroticosa). Gelb ist dann nur noch der Ginster. Ein Strauch des Schmetterlingsflieders, (Buddleja alternifolia) blüht fliederfarben schon im Mai. Zum Frühlingsschluss blüht der größte Strauch von allen, der weiße Bauernjasmin (Phi-ladelphus) beim Nachbarn, und wenn er verblüht ist, kommen schon die Rosen.
Blaue Sträucher gibt es erst im Juni zu sehen, vorher überwiegen die Farben Weiß und Rosa. Interessant im April ist die Scheinquitte (Chaenomeles japonica) einer Nachbarin in quietsch-orange, und beim anderen Nachbarn konkurriert mit ihr eine orangefarbene Azalee.
Erst im Juli blühen die Hortensien (Hydrangea), sie sind inzwischen an allen Ecken, aus den blauen sind lilafarbene geworden, aber an ihrer Blauwerdung arbeite ich noch. Anfang August kommen die bewährten Blühsträucher dazu wie Eibisch (Hibiskus) und Schmetterlingsflieder (Buddleja). Von den ersteren gibt es eine große Auswahl an Form und Farbe. Hibiski scheinen nicht sehr langlebig zu sein. Ich kenne keinen über zwanzig. Allerdings täuscht man sich immer im Frühling: Er ist einer der letzten Sträucher, der grüne Triebe zeigt, und lange denkt man, er wäre schon eingegangen, was, wie gesagt, auch immer wieder vorkommt. Sie samen sich sogar aus, und mit der Vermehrung über Stecklinge hatte ich auch schon Glück.
Den Schmetterlingsflieder gibt es in Weiß, verschiedenen Blautönen, Rosa und Purpur. Er kann und sollte im frühen Frühling zurückgeschnitten werden, etwa auf einen Meter, und treibt dann kräftig aus, um am diesjährigen Holz zu blühen. Die oben genannte Buddleja alternifolia blüht früher und deshalb am zweijährigen Holz. Leider gibt es zu ihrer Blütezeit kaum Schmetterlinge, erst die später blühenden ziehen sie zuverlässig an. Der Schmetterlingsflieder kann wie der Hibiskus leicht vermehrt werden, durch Stecklinge oder Samen, geht aber auch nach einigen Jahren ein. Er blüht über viele Monate, leider bleiben die verblühten Rispen als schmale braune Kolben am Strauch. Nur sehr große Menschen können sie mühelos abschneiden. Trotzdem halte ich sie in der Nähe unserer Sitzplätze und kann so die Schmetterlinge beobachten. Die braunen Kolben übersehe ich dann geflissentlich.
Meinen Lieblingsstrauch stelle ich am Schluss vor: den Indianerflieder (Lagerströmie). Ein Nachbar hatte ihn in Frankreich entdeckt und der Strauch erwies sich hier zu aller Überraschung winterhart. Später fand ich Lagerströmien im Norden der USA, wo sehr kalte Winter und schwülheiße Sommer herrschen, in beeindruckender Größe und Farbenvielfalt. Sie heißen dort Creeping myrtle und blühen im Hochsommer in allen nur erdenklichen Rottönen oder in Weiß und sind ein Juwel, auf das man hier immer wieder angesprochen wird. Die erste haben wir noch aus Frankreich mitgebracht, inzwischen kann man sie auch hier finden, notfalls im Internet.