In diesem Jahr fielen mir in Frankreich die vielen Blütendekorationen in den Ortschaften, den villes fleuries, auf. Bisher hatte ich traurige hängende Pflanzschalen entlang der Straßen in Erinnerung oder in Teppichmuster mit Einjährigen verzierte Kreisverkehrsinseln. Diesmal sah ich wunderschöne Anlagen, auch mit höheren Stauden, Perovskia, Gaura und viele Gräser. Sie wirkten immer bestens gepflegt, und das bei Temperaturen deutlich über dreißig Grad. Zum ersten Mal interessierte ich mich für die Initiative der villes fleuries.
Sie hat in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag gefeiert und im Internet kann man alles erfahren. Die Initiative muss von den Kommunen ausgehen, dann entscheidet eine nationale Jury, ob die Stadt dazugehören darf und verleiht bis zu vier Blumen als Auszeichnung. Inzwischen sind es fast 5000 Orte, knapp dreißig Departements sind auch dabei. Auf einer Liste kann man sie sich angucken.
Wir waren länger in Macon, Paray le Monial und Charolles. Die ersteren haben vier Blumen, Charolles immerhin drei, da gefielen mir die Pflanzungen übrigens am meisten.
Während früher der Erhalt des Vermächtnisses (patrimoine) im Vordergrund stand, sind es jetzt Lebensqualität und Umweltrespekt. Von natürlichen Ressourcen und Biodiversität ist die Rede. Wie viel Raum wird den Pflanzen (au végétal) eingeräumt? Sie dienen nicht nur der örtlichen Wirtschaft und dem Tourismus, sondern auch dem Erhalt des sozialen Zusammenhalts. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es den Kommunen nur um die Ehre, Geld scheint nicht zu fließen. Ob das auch in Deutschland funktionieren könnte?
Immerhin hat der Bayrische Landtag die Forderungen des Volksbegehrens gegen das Bienensterben angenommen. Das macht Hoffnung auf schönere Orte auch bei uns. Alle Fotos dieses Beitrages sind in Charolles aufgenommen worden.
Dazu passt das Kapitel über die Gräser in meinem Buch.