Gärten im Vorfrühling: In diesem Jahr konnte ich erfahren, dass sich Gartenbesuche auch schon im Februar und März lohnen. Bei uns geht der Vorfrühling Ende Januar los, wenn die Zaubernuss noch blüht, kommen Elfenkrokusse überall im Rasen, Winterlinge, Schneeglöckchen, und, wie ich dachte, eine frühe Puschkinienart, die wir im Garten übernommen haben. Inzwischen weiß ich, dass es eine Scilla mischtschenkoana ist. Falls Ihnen der Name zu schwer ist: Sie heißt auch (ganz einfach) Scilla tubergeniana.
Ende Februar besuchten wir den üppigen Vorfrühlingsgarten von Familie Näser in Potsdam Bornim. Eigentlich hatte ich vor, das wunderschöne Buch „Alles hat seine Zeit“ zu rezensieren, welches sie gemeinsam mit dem Fotografen Peter Frenkel im Mai 2021 herausgegeben hatten. Neben den brillanten Fotos, von denen viele auch im Winter aufgenommen worden waren, hatte Dr. Konrad Näser die Texte geschrieben, ich wollte nun etwas von Christa Näser im O-Ton hören, vor allem aber, um über ihre Liebe zu Fuchsien schreiben zu können.
Jetzt musste ich erfahren, dass das Buch mit einer Auflage von 400 schon jetzt, also in weniger als einem Jahr, verkauft ist, selbst die Autoren müssen schon Spürsinn entwickeln, um doch noch ein Exemplar zu ergattern. Ein Nachdruck ist nicht vorgesehen, die Autoren sind über achtzig …
Im letzten Sommer, zum Tag der offenen Tür, war es im Garten in mehreren Etagen üppig, nun waren die Böden der Beete dicht bedeckt von den bekannten Frühblühern. Neu waren für mich die Aaronstäbe mit panaschierten Blättern, und ein knallroter Lerchensporn, von dem ich dann Ableger geschenkt bekam, vielen Dank nochmal!
Bei uns sind inzwischen wieder alle Beete mit den weißlichen und lila Lerchenspornen bedeckt, so wie im Kapitel Mit den Wilden spielen beschrieben, das leuchtende Rot gefällt mir besser, aber ich spiele weiter mit meinen mit …
An mehreren Stellen blühte bei Näsers die Scilla mischtschenkoana und auch Leberblümchen, die sich bei mir eher zurückhalten. Ich habe nun eine kleine Näserecke bei mir gepflanzt, da ist auch schon der Frauenhaarfarn, den ich im Sommer kaufte.
Neben den Beeten, die um den Rasen gruppiert sind, gab es noch die „Sichtungsbeete“ mit Besonderem: gelbe Nieswurze, an deren Gelbsein Herr Näser noch weiter tüpfelt. Mir gefiel, dass sie ihre Köpfchen nicht, wie Christrosen sonst, zum Boden senken, sondern zur Seite guckten, sodass man sich nicht bücken musste, um sie zu sehen. Und ich sah Dutzende der stark zurückgeschnittenen Fuchsien im Winterquartier. Frau Näser inszeniert sie gerne oben, als dritte Etage, und zieht sie deshalb als Hochstamm.
Stolz ist Herr Näser auch auf besondere Schneeglöckchen, die breite Blätter „wie Porree“ haben. Von denen sah ich dann danach viele im Pfarrgarten zu Saxdorf, den Pfarrer Bethke seit den 70er Jahren mit seinem Lebenspartner angelegt hatte. Auch hier gab es am Boden Blüte an Blüte. Schon bei Näsers imponierte mir ein roter Seidelbast, in Saxdorf gibt es Dutzende, in Rot und Weiß. Einige Wochen lang wollte ich so etwas auch, ich dachte, mit erwachsenen Enkelkindern sind Giftpflanzen nicht so gefährlich. Dann las ich, dass es vor allem die roten Beeren im Juli sind, die Kleinkindern schaden. Das ist mir zu gefährlich, wären sie doch neben die Beerensträucher gepflanzt worden.
Im Schlossgarten zu Übigau führte uns der „Hofgärtner“ Herr Manig. Er ist galanthophil, so nennt man Schneeglöckchenfans, von Galanthus, dem botanischen Namen des Schneeglöckchens. Er kennt Unmengen von ihnen, bekommt sie zugeschickt aus aller Galanthophilen Länder, am weitesten hatten es die aus Kanada. Er verpflanzt sie nach der Blüte „in the green“, wo sie dann im nächsten Vorfrühling vermehrt wiederkommen und die Flächen so sich weiter ausdehnen. Manche Fans geben Unsummen für Zwiebeln aus. Ich kaufte mir auch eine edle Schönheit, da ich den Namen aber schon vergessen habe, befürchte ich nicht, dass ich dieser Galanthomanie erliege. Bei Schneeglöckchenwiesen kann ich, wenn ich stehe, die Unterschiede nicht erkennen, mir gefällt gerade das Zusammenspiel der Vielfalt der Frühblüher.
Wie lange es wohl braucht, um diese Beet-deckende Fülle an Blüten zu erreichen? Näsers sind seit über sechzig Jahren dabei, Saxdorf brauchte gute fünfzig. Noch einige Jahrzehnte und dann ist es vielleicht bei uns auch so: Es gibt Hoffnung, auch bei uns werden es ja immer mehr und ich werde sie bald „in the green“ an weitere Plätzchen verpflanzen.