Gemälde von Wolfgang Mattheuer: Mein schöner Garten
So könnte man die Ausstellung der Gemälde von ihm nennen, die uns im Museum Das MinskPotsdam überrascht haben. Eigentlich erwarteten wir im umgebauten Restaurant vor allem das Interieur im DDR Charme, Bilder von uns bisher noch nicht bekannten „guten Künstlern“, sollte es auch geben, wie im Barberini, das auch von der Hasso-Plattner Stiftung betrieben wird. Als Westberliner staunen wir immer wieder, was es alles in der DDR zu besichtigen gab, wo wir aber nicht hin durften, kleiner Tipp, auch in der Neuen Nationalgalerie, gibt es viel neu zu entdecken.
Wolfgang Mattheuer lebte von 1927 bis 2004, geboren im Vogtland, er malte überall in der Republik, ansässig wurde er in Leipzig. Seine Landschaften sind in expressionistischen Farben gehalten. Die Horizonte sind überdimensioniert, meist leuchtend, nicht nur die Farbe, es gibt auch etwas für die Fantasie, mal bunte Luftballons, mal ein Engel, mal einfach nur die Sonne. So schön wie es im Himmel sein könnte …
Vor allem gibt es auch einfach schöne Gärten, einmal typisch, mit einer Leiter, die an einem Baum steht. So wie eine Etage höher bei den Fotos von Stan Douglas, einem Kanadier, der in den 90er Jahren Schrebergärten am Potsdamer Pfingstberg fotografiert hat, es gibt auch einen Film: Der Sandmann, von einem Jungen, der sich gerne an Schrebergarten erinnert, leider in Englisch, Untertitel hätten das Verstehen erleichtert.
Schon im Januar sahen wir die Verbindung Gartenkunst und Schrebergärten, bedauerlicherweise sind bei Douglas kaum Menschen zu sehen, die sich über die Gärten freuen.
Im Restaurant waren, an einem Freitagnachmittag, mit uns viele grau- und weißhaarige Besucher; es war gut besucht. Es geht, so sagen die Potsdamer, in einem Artikel der dortigen Tageszeitung, um die Erinnerung und auch um das Betrachten unglücklicher Ergebnisse der Stadtplanung. Das alte Schwimmbad wurde abgerissen und nun stört ein unförmiger Klotz die Sicht von den Restaurantterrassen.
Zurück zu den Bildern: Interessant bei Mattheuer sind die Jahreszahlen. Eines der eindrucksvollsten Bilder: Der Nachbar, der will fliegen von 1984 zeigt Menschen, die in ihren Datschen recht dicht aufeinander sitzen, es wird überschattet von Ikarus, der fliegen will, vielleicht in die surreal leuchtende Sonne, oder, wo sonst könnte er noch hinwollen? Ein kleines Baby, vielleicht sein Kind, will ihm folgen, aber die Mutter hält es zurück.
Einer der Datschenbewohner sieht aus wie der „alte Genosse“ der auf einem anderen Bild an seiner Gartentür steht, vom Garten sieht man nur den übermannshohen Zaun. Und im lichten Hintergrund eine Talbrücke mit einigen Lastwagen darauf.
Am besten gefiel mir ein Gedicht von einem Mann, der Französisch liebte und es ganz für sich erlernte, nach Frankreich konnte man ja nicht. Als es dann möglich wurde, fehlte ihm der Mut: Er suchte sein Glück im schönen Garten, zog Kaninchen, mit denen er dann Französisch sprach. Die Ausstellung gibt es noch bis zum 15.1.23.