Rezension: Die besten Weltuntergänge Was wird aus uns? Zwölf aufregende Zukunftsbilder von Andrea Paluch (Text), Annabelle von Sperber (Bilder)

Das Cover spricht die Oma in mir an: im oberen Teil ein Wimmelbild in sanften Farben, mit fröhlichen Menschen, die sich, Generationen übergreifend, der sommerlichen Natur erfreuen. Die untere Hälfte dagegen surrealistisch und geheimnisvoll, das macht neugierig. Im Buch, mit Seiten, die größer als DinA4 Seiten sind, nimmt der Text je ein Viertel ein, in der restlichen Flächen sind die wunderschön gemalten Bilder.

Anfangs wird eine Familie vorgestellt, mit drei Schulkindern, Eltern, einer Oma und Bella, dem Hund. Dazu steht: “Eine Familie erlebt fast alle Weltuntergänge in diesem Buch mit. Findest Du sie auf den Bildern?“ Und dann kommt es so, wie angekündigt, im letzten Bild gibt es dann „Die Erde ohne Menschen.“ Hier überleben nur Tiere, dem Hund geht es richtig gut, er gründet eine Großfamilie und: „Bei der Verfolgung der Beute kann es schon mal passieren, dass die Hunde ihr Territorium verlassen. Sie müssen sich vorsichtig und weitsichtig bewegen. Bellas älterer Nachwuchs hilft beim Jagen. Diejenigen, die zu jung sind, passen auf die Welpen auf, während die Erwachsenen weg sind.“ Die menschliche Großfamilie stirbt aus, stattdessen sind die Hunde ein glücklicher Familienverbund? Ich fremdele.

Aber es gibt fünf Themenbereiche, die einen „guten Weltuntergang“ versprechen: Zurück zur Natur, mit Kreislaufwirtschaft, Stadt ohne Autos und ohne Gestank sind gute Weltuntergänge, bei Alle Tiere sind frei, gibt es auch ein Schlachthofmuseum, welches von Menschen besucht wird, die angewidert sind, von der Vorstellung, man könnte jemals Tiere gegessen haben. In der Welt ohne Grenzen kann man überall hin. Das Zentrum der Weltregierung ist in Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, die einzige Stadt in der VR China heißt Wuhan, das bringt die Oma zum Schmunzeln, den Kindern sagt das beim Vorlesen bestimmt nichts.

Im Kinderparadies haben „Kinder ein Recht auf Haustiere und auf Eltern, die Zeit haben,“ sie gehen gerne in die Greta-Thunberg-Schule denn dort „darf (man) neugierig sein und forschen, und nichts ist falsch.“ Aber sollen Kinder einfach nur träumen?

Wie soll ich mit einem Kind über eine Zukunft reden, die ich selbst nicht kenne, da es sie so noch nie gab? Das war sicherlich auch die Frage der Autorinnen und bleibt meine. Dazu empfehle ich eine Diskussion mit Zukunftsexperten: Zukunft. Eine Bedienungsanleitung – mit Florence Gaub und Martin Korte0 !

Im Buch wechselt Dystopisches mit Spielerischem ab. Das kann die Fantasie anregen. Aber, warum überwiegt die Zahl der Dystopien (5 zu 12)?  Als Oma wäre ich überfordert, auf die Fragen zu antworten, die diese Bilder auslösen.

Als Expertinnen für Zukunft frage ich die erwachsenen Enkeltöchter, was sie davon halten. Sie mögen kleine Kinder, aber: Bisher können sie sich, wegen der Klimakrise, nicht vorstellen, Kinder zu haben. Sie kritisieren, dass die „guten Weltuntergänge“ eher unwahrscheinlich seien, dass Zusammenhänge fehlen. Und im ersten Bild, wo alle Menschen Sauerstoffgeräte tragen, da die Luft nicht genug davon enthält, kritisiert sie Bellas Sonderstellung, die braucht nämlich keins, aber alle anderen Tiere sind ausgestorben. Und wenn das Kleine, dem wir vorlesen, eine Katze hat, oder Meerschweinchen, was denke ich mir dann aus?

So sollte der Beitrag enden. Aber ich bleibe unzufrieden und grübele weiter. Ich googele Andrea Paluch und finde ein Interview, wo ich erfahre, dass das Buch für Menschen von 8 bis 99 geschrieben ist. Nun kommt  dazu noch die Frage, warum ist es dann im Kinderbuchverlag erschienen?

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