Die Autorin, deren Namen auf dem Titel vergrößert geschrieben ist, hat in einem flotten Stil von ihrer Arbeit als geschäftsführende Vorständin von Viva con Agua e.v. berichtet und alle Fragen, die auf dem Titel gestellt werden, beantwortet; gerne mit Ich-Botschaften.
Rüdiger Braun, der Mitautor, hat als Wissenschaftsjournalist die naturwissenschaftlichen Anteile beigetragen.
In zehn Kapiteln werden auf knapp 300 Seiten mit Quellenangaben Leser*innen mitgenommen, und es macht Spaß! Ich habe mich daraufhin an meine Wassererfahrungen in Tansania vor 45 Jahren erinnert und in meinem Blog von meiner aktuellen Tätigkeit als Wassermanagerin berichtet. Es beginnt mit:
„Wasser ist Leben. Wasser ist magisch. Wir sind Wasser.
Lasst uns die Wucht der gemeinsamen Welle zusammen entdecken…“
Passend zu den jeweiligen Kapiteln kommen Promis zu Wort, los geht es mit Eckart von Hirschhausen, der auch die politische Dimension anspricht: Seit 2010 gibt es ein Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser, doch Millionen von Menschen haben keinen Zugang. Aber Konzerne kaufen Wasser auf und machen daraus ein Handelsgut. Er selbst nimmt sich vor: in seinen Vorträgen zur Klimakrise dieses Menschenrecht anzusprechen. Und privat trinkt er nur noch Leitungswasser.
Erst geht es um die Beschaffenheit des Wassers, dass es die kleinste Dichte bei plus 4 Grad Celsius hat, deshalb in kleinen Felsritzen weiter wird, wenn das Klima wärmer wird und zu Felsabbrüchen führen kann.
Diese Veränderungen werden, auch bereichert durch die Aktivitäten von Viva con Agua, weltweit erforscht und beschrieben. Gletscher, die, in Europa, ihre Rolle als Wasserspender in den Sommermonaten aufgeben, oder in Asien, wo die Fülle eines Gletscher-betriebenen Stausees zu Dammbruch und Überschwemmungen führt.
Jedes Kapitel hat Expert*innen mit einem Schlusswort. Sven Plöger sagt: „Wir brauchen unseren Planeten, er uns aber nicht.“
Im Kapitel „Wasserstand: Zahlen, Daten, Fakten“ geht es um die Rolle von Süß- und Grundwasser. Süßwasser, wie es Menschen und Tiere brauchen, kommt nur in 0,3% der weltweiten Wasservorräte vor. Grundwasser wird in manchen Ländern (USA) gebraucht, um landwirtschaftliche Produkte zu wässern, in Deutschland bisher sehr wenig—und in Afrika fast gar nicht.
In Deutschland gibt es Gegenden, die Wasser rationieren … und Landwirte, die Wasseruhren so manipulierten, dass sie rückwärtslaufen!
Die Umweltministerin der Ampelregierung hatte eine Nationale Wasserstrategie entwickelt, die 78 Aktionsfelder enthält, die „Anpassung der Wasserinfrastruktur an die Klimakrise“ ist eines davon, also die Schwammstadt. Das wird für Berlin auch im BaumEntscheid gefordert. Ein anderer Aspekt ist das Umlegen von Abwassergebühren auf die Hauptverursacher, bisher werden nur private Haushalte damit belastet.
Das Kapitel „Von der Privatisierung zu ‚Rekommunalisierung‘“ ist den gescheiterten Versuchen gewidmet, die Trinkwasserversorgungen zu privatisieren. In Berlin dauerte es gut zehn Jahre, die ein Konsortium nutzte, um die Preise zu erhöhen, aber nichts in die Strukturen investierte. Nach einer 2011 durchgeführten Volksabstimmung kam es dann zu einem Rückkauf der Berliner Wasserbetriebe durch die Kommune.
Ein wichtiges Buch, gut zu lesen, vor allem weil es auf die globale Zukunft unseres Wassers blickt. Die vielen Projekte von Viva con Agua sind anregend, auch deren konkrete Lösungsvorschläge und Best-Practice-Beispiele. Von den Projekten mit Kindern und Jugendlichen gefällt mir besonders ein Projekt in Kampala, der Hauptstadt von Uganda. Ein breakdance Profi studiert mit Kindern Hip-Hop-Tänze zum WASH-Thema: wie man W-asser- und Sa-nitätsversorgung, sowie H-ygiene verbessern kann. Und für Globetrotter der Hinweis: eine Liste mit 47 Staaten, in denen man Leitungswasser unbedenklich trinken kann: Italien, Spanien und auch Saudi-Arabien sind dabei!
Das Schlusswort ist von Maude Barlow, die sich selbst „Wasserkriegerin“ nennt und eine Wegbereiterin des Menschenrechts auf Wasser ist. 2005 erhielt sie dafür den alternativen Nobelpreis:
„Das Wasser gehörte der Erde und den künftigen Generationen“