Ich wässere nur, wenn es wirklich nötig ist. So sieht es wahrscheinlich jeder Gärtner, aber ich sehe die Notwendigkeit seltener als meine Nachbarn. Und es gibt keinen Unterschied beim Aussehen und Gedeihen der Pflanzen, höchstens beim Rasen. Der Rasen ist für mich keine Bepflanzung, eher eine Unterlage zum Gehen, deren Pflege ich meinem Mann überlasse. Wenn es zu einer blühenden Wiese kommt, finde ich es eher schön. Aber, um zum Thema zurückzukommen: dem Rasen sieht man schon an, wie oft er bewässert wird.
Ich wässere sorgfältig nach dem Pflanzen. Die Idee ist, nach dem Einpflanzen alle kleinen Luftbläschen von den Wurzeln zu vertreiben, indem sie nach oben an die Luft gehen. Angepflanztes wird auch in den folgenden Tagen nachgegossen, noch öfter, wenn die Luft trocken ist. Dann gieße ich die Pflanzen, von denen in der nahen Zukunft eine bestimmte Leistung erwartet wird: Blüte und oder Frucht. Wer schon geblüht hat, wird in dieser Saison nicht mehr sonderlich gut bedacht.
Immer etwas mehr Wasser als die anderen Pflanzen bekommen die Hortensien, ihr lateinischer Namen ist Hydrangea, die Wasserschlürferin. Wenn lange Trockenzeit ist, bekommen auch die Rhododendren und die Magnolie Extraschlucke. Dann lege ich den Schlauch an die Wurzeln und lasse lange Zeit ganz feine Tropfen rieseln. Manchmal vergesse ich den Schlauch, und so bekommt die Pflanze über Nacht eine Wasserration, die lange vorhalten soll.
Rosen werden durch Wassergaben an die Wurzeln zum Blühen getrieben, das bilde ich mir wenigstens ein. Bei ihnen ist es wichtig, dass man keine Tropfen auf die Blätter kommen lässt. Die Feuchtigkeit der Blätter fördert eine Zunahme der Pilzkrankheiten. Niemals sollte in der Mittagszeit gegossen werden. Der Sonnenschein kann Tropfen zu Lupen machen und die Blätter verbrennen. Die frühen Morgenstunden oder der Abend werden empfohlen. Da ich morgens lange schlafe, fange ich also abends an mit dem Gießen oder zumindest dann, wenn der zu gießende Teil des Gartens im Schatten liegt.
Früher hatte ich Kübelpflanzen im Garten verteilt, in schönen Terracottagefäßen, aus Spanien mitgebracht. Diese Kübel werden in Gegenden mit großer Hitze und Wasserknappheit, etwa in italienischen Renaissance- oder Manierismus- gärten eingesetzt. Sie sehen auch hier schön aus, aber inzwischen nutze ich sie nicht mehr:
Mir war das regelmäßige Gießen, aber vor allem das Geschleppe der Kübel oder das Warten auf die Person, die für mich schleppt, zu viel. Inzwischen gibt es Kübel eigentlich nur auf der Terrasse, da ist das Gießen einfacher. Und teurer! Denn das Wasser in der Küche, die an die Terrasse angrenzt, kostet mehr als das Wasser aus dem Gartenwasserhahn, der einen anderen Tarif hat. Wenn mir nach Sparen zu Mute ist, schleppe ich die 10 l Kanne die Treppe hoch, wenn es schnell gehen muss, leiste ich mir das „teure“ Wasser aus der Küche. Am liebsten nehme ich gesammeltes Regenwasser, es wird auch immer empfohlen. Wir sammeln das Wasser, welches auf die Terrasse regnet, vielleicht könnte man noch mehr Regenwasser zurückhalten. Bei den derzeitigen Wasserpreisen lohnt es nicht, eine Regenwassertonne anzuschaffen: Mein Mann hat vorgerechnet, dass es sich erst nach über dreißig Jahren rentierte und während dieser ganzen Zeit steht die Tonne in meinem kleinen Garten.
Aber es schmerzt mich, wenn Wasser vergeudet wird. Was ist die Erklärung für meine Wassersparsamkeit? Ich glaube, sie liegt einerseits daran, dass ich als Kind bei Besuchen auf dem Lande noch zum Brunnen ging, in Frankreich und Ungarn. Vor allem liegt es sicher an den vier Jahren in einer trockenen Gegend im Hochland von Tansania. Dort hatten wir, anders als die Dorfbewohner, zwar fließend Wasser im und am Haus, aber von einer Qualität, die von Trocken- oder Regenzeit abhängig war: Wenn es viel regnete, gab es schönes Brunnenwasser, sonst brackiges Oberflächenwasser, welches gefiltert und abgekocht werden musste. Die Dorfbewohnerinnen mussten für so ein Wasser weit laufen und es dann auf dem Kopf nach Hause schleppen. Schon kleine Teenager schafften 20 Liter Eimer, ohne zu wackeln.
Wasserverschwendung stört mich bis heute. Wenn zum Beispiel die Enkelkinder das Wasser in der Küche einfach so laufen lassen, muss ich immer eingreifen, obwohl ich weiß, dass sie das nicht recht verstehen. Wenn der Garten etwas davon abkriegt, schaue ich ihren Wasserspielen geduldig zu, schlage nur vor, dass sie die Spielorte etwas mehr verteilen. Wenn der große Pool im Hochsommer gefüllt wird, trauere ich nicht dem Wasser nach, sondern freue mich, dass es dann, wenn er geleert wird, zu einer riesigen Schwemme für einige der Pflanzen kommt. Dann ist ja nichts vergeudet.
Im Winter wird der Gartenhahn abgestellt. Das gesammelte Regenwasser wird, wenn es im Überfluss anfällt, zu den Hortensien, Rhododendren, Azaleen und zur Magnolie geschleppt, für einen letzten Extraschluck. Von den Kübelpflanzen überwintern manche auf der Terrasse, manche im frostschirmen Wintergarten. Ein wenig Wasser brauchen alle, vor allem diejenigen, die draußen sind, etwa einmal die Woche. Wenn Pflanzen erfrieren, dann geschieht dies über ein Austrocknen der Wurzeln.
Herzlichen Dank für den wunderbar formulierten Text .
Und wie hälst Du es mit dem Düngen ?