war die erste Zeile eines Liedes, das in den 70er Jahren die Sehnsüchte beschrieb, die wir in unserer Jugend hatten. Zurück zur Natur, zum Sand, es reicht doch, das Pflaster aufzureißen. Wir hatten Überlebensängste. Ein Atomkrieg drohte, in unserer Wahrnehmung war die Umwelt verseucht, die Wälder starben. Die Städte waren unwirtlich geworden, und für unsere Kinder schien es schwerer, natürliche Zusammenhänge zu begreifen, als es noch für uns in unserer Kindheit gewesen war.
Gedichte wie das über das Frühjahr von Bertolt Brecht passten zu dieser Stimmung. Er schrieb es 1928 und beklagt, dass schon lange nicht mehr „die berühmten Schwärme der Vögel“ gesichtet wurden (aus grüne gedichte von Reclam). Gut achtzig Jahre nachdem er dies schrieb, ziehen die Kraniche zu Hunderten über die Stadt, allerdings sehen wir sie vor allem im Herbst.
Rückblickend denke ich, die Suche nach alternativen Lebensformen für unsere Kinder war auch ein Grund, als Entwicklungshelfer nach Afrika zu gehen, neben anderen und hehreren Zielen. Mit verständigem Wohlwollen betrachte ich deshalb den Wunsch junger Menschen, mit der Natur zu leben, sie zu gestalten und auf biologisch hergestellte Lebensmittel zu achten.
Urban gardening ist der neue Begriff, ist es das, was ich in meinem kleinen Stadtgarten mache? Um dies etwas besser zu verstehen, besuchten wir ein Projekt des Urban gardening, die Prinzessinnengärten in Berlin Kreuzberg. Auf innerstädtischem Grund wird gemeinschaftliches Gärtnern ermöglicht. Der Grund gehört der Stadt, immer gibt es die Befürchtungen, er würde Bauland. Da der Boden als verseucht gilt, darf nicht in ihn gepflanzt werden, die Pflanzerde wurde, selbstverständlich bio, angefahren und in alle erdenklichen Behälter gefüllt. Das Projekt organisiert sich selbst, die Erlaubnis, den Grund zu nutzen, hangelt sich von Befristung zu Befristung. Beim Anbau geht es um Nutzpflanzen, man baut alles an, was in Berlin so gedeiht, und für die wichtigsten gibt es Verantwortliche. Ich sprach mal mit dem Bohnenverantwortlichen.
Besonders wichtig ist der Kartoffelverantwortliche. Die Kartoffeln waren ein Schwerpunkt, aus den meisten Plastiksäcken oder anderen Behältern ragten Kartoffelblüten der verschiedenen Sorten. Einige Kräuter schienen wie Zierpflanzen. Aber mir fehlten die Blumen, und Blumenverantwortliche sind nicht vorgesehen. Ich bewunderte, was dort geleistet wurde, aber ich kaufe lieber Bio-Kartoffeln guter Qualität in unserem Laden in der Nähe. Beim Besuch fühlte ich mich fremd und fehl am Platze. Mein kleiner Stadtgarten hat mit urban gardening nichts zu tun.
Mehr angesprochen hat mich der Almendekontor auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatz‘ Tempelhof. Auch hier ist in kurzer Frist, in nur zwei Jahren, ein lebendiges Gebilde entstanden. Ich war erstaunt, was man ausschließlich mit Einjährigen erreichen kann. Beete, Bänke und Tischchen waren aus Holzresten gebaut worden. Es grünte nicht nur, es gab viele Blumen, alles war lebendig. Manche Pflanzen konnten schon geerntet werden. Wer sich dafür, aber auch für das Ziehen von Nutzpflanzen in Kübeln interessiert, kann sich im Buch Die Hauptstadtgärtner von Elisabeth Meyer-Renschhausen gut beraten lassen. In besonderer Erinnerung blieb der herrliche Sonnenuntergang mit einer Weite, die es sonst in Großstädten nie gibt. Wie gut, dass es beim Volksbegehren gelungen ist, das Tempelhofer Feld vorerst als offene Fläche zu erhalten.
Auch dort ist es nicht möglich, länger zu planen. Stauden, geschweige denn Sträucher oder gar Bäume zu pflanzen verbietet die Vernunft. Dabei leben Gärten doch von ihrer Geschichte! Der Hauch von Ewigkeit, der mich in meinem Garten immer wieder anweht, hat hier keine Chance, den Gärtner zu erreichen. Wahrscheinlich zögen mich das dortige gesellige Leben, die vielen möglichen Gartenfreundinnen an. Aber als Großfamilie haben wir Leben genug, im Gegenteil, jeder, auch ich, genießt immer wieder mal das Alleinsein im eigenen Paradies. Ich wurde dankbarer, dass ich es habe.
In Andernach wird in einem öffentlichen Gelände Obst und Gemüse angebaut, die Bürger hegen und pflegen es als ihr Gut. Solche Kreativität und Einladung zur Partizipation wünschte ich mir von unseren hiesigen Grünflächenämtern. Der öffentliche Raum spiegelt dagegen meist den modischen Geschmack der Landschaftsplaner wieder. Die Ästhetik der weißen Kieselflächen passt besser in Mondlandschaften, auf denen Leben nicht vorgesehen ist. Pflanzen werden ihrer Persönlichkeit beraubt und zu Skulpturen geformt, die man besser ohne sie hinbekäme. Es gefällt mir, wenn Städter gegen die Steinwüsten aufbegehren. Der Begriff „Stadtguerilla“ regt mich an und lässt mich an die Unterstützung der Befreiungsbewegungen in den Sechziger und Siebziger Jahren denken. Es gibt eine Initiative, die in Städten in Haupteinkaufsstraßen einen PARK(ing) Day veranstalten: Rasen wird ausgerollt, Hocker und Liegestühle laden ein, so erobern sich die Bürger den öffentlichen Raum zurück. Frauen vom Social knit work versehen Laternen, Poller oder Bänke im öffentlichen Raum mit gestrickten Überzieherchen und laden so zum Verweilen im städtischen Raum ein. Und ist es nicht wunderbar, dass es kleine Pflanzbomben gibt, die die steingewordene Langeweile mit kleinen lebendigen Pflänzchen besudeln? Wenn es darum geht, auf diese Weise etwas Leben in unsere Städte zu bringen, ist Oma mit dabei.