Winterzeit ist Lesezeit und wenn nach Weihnachten und Neujahr immer noch Lockdown ist, kann man sich auch an dickere Bücher heranwagen. Ich lese gerade ein solches, über vierhundert Seiten mit dem Titel: Reise um meinen Garten. Es ist vor 175 Jahren in Frankreich erschienen und in fast sechzig Briefen verfasst, die ein Alphonse Karr, Hobbybotaniker und Insektenforscher an einen Freund schreibt, der gerade auf Weltreise ist. Neid auf dessen Abenteuer habe er bekämpft, beteuert er, ihm reiche sein Garten, während der arme Reisende wahrscheinlich noch nicht einmal weiß, ob er in der Fremde etwas zu Essen bekommt.
Gänzlich ohne Selbstzweifel, veröffentlicht zwölf Jahre vor Freuds Geburt, berichtet er so wortreich was er alles Schönes in seinem Garten entdeckt, dass ich immer nur ein Kapitel pro Tag lesen kann, aber das genieße ich. Also, wer gerne dicke Bücher liest, so wie die Rschersch von Proust, der sollte bald anfangen und wird es lieben. Ich werde bis Februar brauchen, um es zu rezensieren.
Nach einem Kapitel gehe dann ich ins Internet und suche weiter Gartenblogs. Das letzte Mal schwärmte ich von englischen, deren Blogs mir am besten gefallen. Dabei wurde mit klar, warum in diesem Jahr mein Lieblingsblog James der Gärtner geworden ist. Er ist Engländer und, wie seine Landsleute, ein Meister der Show (welche Hochzeiten haben Sie in den letzten Jahren im Fernseher verfolgt?!). Er verfasst mehrmals im Monat neue Beiträge, zu den jeweils anstehenden Arbeiten.
Sein Deutsch ist ausgezeichnet, mit einem süßen Akzent, und manchmal streut er englische Begriffe, z. Bsp. beim Teilen der Schneeglöckchen, die gleich nach der Blüte, wenn die Stiele noch Grün sind, drankommen: nämlich in the green. Die Szenen sind einige Minuten lang. Seine Spezialität sind Rosen, er war lange Zeit im Landhaus Ettenbühl, und hatte es da bis zum Chefgärtner gebracht. Inzwischen ist er bei der Königlichen Gartenakademie in Berlin tätig. Mein Lieblingsbeitrag (bisher) war der zu Gräsern.
Manche Blogs sind eher für Kleingartennutzer geschrieben, andere konzentrieren sich auf Wildpflanzen. Manche verdienen sich hiermit ihre Brötchen und müssen Produkte bewerben, da bin ich froh, dass unsere Renten ausreichend sind. Dann lohnt sich immer wieder der Freudengarten, obwohl mich der große Anteil an Beiträgen zu Zimmer- oder Nutzpflanzen nicht so interessiert. Ich habe dort gerade eine Bloggerin in Halle/Saale entdeckt, Gisela Tanner, die ähnlich alt ist und ähnliche Bedingungen hat, auch Enkelkinder und das Schreiben aus Spaß an der Freude macht. Ihr Blog heißt Mein Gartentagebuch und sie macht schöne Fotos. Da muss ich mich noch mehr anstrengen. Nun habe ich zu Weihnachten eine neue Kamera bekommen und bin fleißig am Üben, wann immer die Sonne scheint. Für die Schneemänner geht es dann auch ohne Sonne.
Wer sich mehr für Umweltpolitik interessiert, sollte auch den Blog von Elisabeth Meyer-Renschhausen lesen, eine langjährige Bekannte, die vor allem über globale Zusammenhänge schreibt. Ich glaube, Personen, die gerne meine Klappentexte rechts oben lesen, zur Zeit der über Glyphosat, wären hier richtig.
Interessant ist vielleicht auch der letzte Blogbeitrag: Sprachreisen durch die Gärten der Welt im Home Office.