Was zählt für Enkel einer Gartenoma?

Was zählt für Enkel einer Gartenoma? Als ich vor fünfzehn Jahren begann, Gartentexte zu schreiben, waren die Enkel noch Kinder. Im Buch, das 2016 erschien, tauchen sie in vielen Kapiteln auf, nicht nur im Familiengarten. Was ich da noch nicht wusste: Eigentlich war da das Omagartenenkelidyll schon beendet. Im Januar 2019 schreibe ich davon, in: Berichte aus Evas Garten, Blütenfreuden etwas anders. Inzwischen spielen sie nicht mehr im Garten, aber sie erleben die Klimakrise als etwas, dem sie ausgesetzt sind, während ich als Alte davon ausgehen kann, es mir in meinen Garten noch eine Weile schön machen zu können.

Vor einigen Jahren versuchte ich, in einem Seniorenheim um die Ecke mit den Bewohnerinnen (Männer interessierten sich nicht) eine Gartengruppe zu gründen. Nach zwei Mal gaben wir es auf, die einzige Frau, die in der Lage war, sinnvoll zu planen, wurde von anderen unterbrochen, besonders von einer, die berichtete, wie ihre Schwiegermutter immer versucht hätte, sie und ihren Mann mit unangenehmen Gartenarbeiten zu belasten. Das erzählte sie nicht ein, sondern etwa sechs oder sieben Mal, niemand kam dagegen an.

Am selben Tag sprach ich mit den Enkelkindern, von denen damals keine/r volljährig war. Mir wurde klar, wie schräg in unserer Demokratie Verantwortung verteilt ist, sprich, wie die Wählerschaft zusammengesetzt ist. Zukunftsfragen werden von denen entschieden, die von ihrer Biographie her eben keine (lange) Zukunft mehr haben. Zur Information dazu empfehle ich das Video von Rezo auf YouTube ab Minute 28: Die über sechzigjährigen Wähler sind zahlenmäßig der Gesamtheit aller Wähler, die unter vierzig sind, überlegen.

Wie bin ich zu Rezo gekommen? Die Enkelkinder haben mir erst einmal erklärt, dass der junge Mann sich Riso ausspricht. Seine Haartracht und Kopfbedeckung sind ungewöhnlich, zum Glück sieht er so gut aus, dass es ihn nicht entstellt. Und seine Sprache ist krass: Mehr Anglizismus als die Deutsche Bahn.

Aber seine Recherchen, in diesem Video zur Klimakapazität der Parteipolitiker, werden alle gut belegt. Er stellt wissenschaftliche Arbeitsweisen vor, zeigt, wo Politiker mit Ergebnissen der Wissenschaft schwurbelig umgehen. Er ist vorbildlich. Obwohl er von vielen Personen von deren Fehlern berichtet, etwa, dass Politiker in NRW auf der Zahlliste des Energiekonzerns REW stehen, hat noch niemals jemand dagegen erfolgreich klagen können.

Welch Kontrast dazu in Berlin: Es kandidiert eine Frau, die ihre missratene Doktorarbeit als einen „Drops, der ausgelutscht“ ist bezeichnet. Welches Vorbild ist das für Schüler und Studenten, als Vertreterin der “Wissensstadt Berlin“? Sie hätte die Arbeit nach „bestem Wissen und Gewissen“ abgeliefert. Dass ihr Wissen mangelhaft war, ist eher entschuldbar, als das offensichtlich mangelhafte Gewissen. Zurück zu Rezo: Eigentlich sollte man ihm einen Doktortitel ehrenhalber verleihen!

Bevor Sie sich Rezo 2.0 anschauen, eine Warnung. Die Fakten sind schwer zu ertragen: etwa, dass in Deutschland die Temperatur schon jetzt um 2° C angestiegen ist, es gibt einige Gegenden mit Dürre, ich konnte nicht gut schlafen danach. Wer sich das ersparen möchte, kann sich auf die letzten vier Minuten konzentrieren, da bittet er uns Ältere, diejenigen zu wählen, die schon seit Jahrzehnten über Lösungen nachgedacht haben, also wenigsten schon auf dem Weg sind.

Generationenkonflikte der Vergangenheit erscheinen im Vergleich zur heutigen Situation wie Kleinigkeiten. Die (zumindest etwas) Besseren zu wählen ist ein Dankeschön für die Jüngeren, die ja während der Coronakrise auf Vieles verzichtet hatten, um das Leben von uns Älteren zu schützen. Ich denke, das sind wir ihnen schuldig.

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