Dass das persische Wort für Garten das gleiche ist, wie das für Paradies, hat mir schon beim Schreiben des ersten Kapitels meines Buches gefallen. Jetzt ist Gelegenheit, der Frage weiter nachzugehen: Im Pergamonmuseum gibt es (bis zum 20.2.2022) eine kleine Ausstellung mit Illustrationen persischer Gartenbücher, der Fotos von den Freuden Berliner Kleingärtner gegenübergestellt werden. Dazu passt auch die Ausstellung zu Kunstwerken verschiedener Epochen im Iran in der James-Simon Galerie (bis zum 20.3.2022), in der auch die interessanteren Gartenbilder zu sehen waren.
Sind Museumsbesuche nicht zu gefährlich in Coronazeiten? Wir machen Kompromisse: Obwohl wir Langschläfer sind, gehen wir inzwischen immer möglichst früh in Museen, dann sind wenig Menschen da. Und sie müssen hohe Räume haben, dann stelle ich mir vor, dass die Airflows ganz nach oben ziehen, aber bei einer 7-Tage-Inzidenz von 1000 bleiben wir zu Hause!
In den persischen Gärten gibt es immer eine Wasserquelle, oft ist es ein kleiner Kanal, der die, meist rechteckigen, Beete verbindet. Wasser bringt Kühle, die bei den dortigen Sommertemperaturen von bis zu 40 °C gesucht wird. Schöne Pflanzen werden gemalt, gerne Bäume oder Blumen, es sind wenig Menschen zusehen, wenn, dann scheinen es eher Reiche in ihrer Freizeit zu sein, jedenfalls macht niemand auf den Bildern gerade Gartenarbeit.
Während die Bilder aus der Vergangenheit im Iran sehr fein gezeichnete Abbildungen sind, gibt es vom hier und jetzt bei den Berliner Laubenpiepern Fotos von Menschen, die miteinander in Beziehung treten, beim Essen und Trinken, beim Tanzen. Es geht um Gemeinschaftliches, wie ich schon im Kapitel Unter dem Pflaster liegt der Strand beschrieb.
Der Ansatz der Kuratoren, solche Kontraste zu setzen, machte mich nachdenklich, es sind keine schönen Künstlerfotografien, sondern Fotos, wie man sie macht, weil man sich wohlfühlt zur Erinnerung an schöne Momente. Mir zeigte es, wie unterschiedlich die Paradiese sein können, die Menschen sich suchen. Es geht darum, was wir im Garten suchen, und nicht darum, wer die schönsten Blumen hat. Dazu passte dann auch das Liebesgedicht.
Dieses Gedicht aus dem 11. Jahrhundert zeigt, dass auch die schönsten Pflanzen nicht helfen, wenn eine/r Liebeskummer hat. Die Zypressen können noch so schön und groß sein. „Ihr seid groß und blühend,“ sagt der Dichter zu den Zypressen, „aber was nutzt ihr mir, wenn ich küssen will?“