An den oberitalienischen Seen: Frühblühende Sträucher und Dipladenien statt Geranien

Den ersten Tag in Italien übernachteten wir am Gardasee, um den Heller Garten ausgeschlafen besuchen zu können. Das Hotel war umgeben von einem gepflegten Garten. Ja, der riesige Baum ist eine Magnolie, im Mai blühe sie, so wie die Azaleen auch.

Am nächsten Morgen lustwandelte die Chefin durch ihr Reich, entfernte hier und da alte Blätter und ließ sich gerne ausfragen. Und die um die Terrasse symmetrisch aufgestellten Kübel mit Dipladenien aller Größen wären nicht winterhart. Wer sie hat, stellt sie in das Winterquartier, sonst müsste man sie immer neu kaufen. Im Mai herrsche hier eine Blütenpracht, da sollten wir zurückkommen. Dieser Gedanke kam mir in den nächsten Wochen mehrmals beim Anblick der vielen Kamelien und Azaleen, und in allen Orten gab es immer wieder Dipladenienkübel. Sie haben die Rolle eingenommen, die bei uns Geranien haben.

Dipladenie.

Das nächste Ziel war der Comersee. Auch hier stehen an seinem Ufer eine Anzahl von Villen, die meisten schon im 18. Jahrhundert erschaffen. Wir wählten die Villa Carlotta. Sie war im 19. Jahrhundert einer nassauischen Prinzessin Carlotta zur Hochzeit geschenkt worden, ihr Mann, ein von Sachsen-Meiningen, hatte den Garten im Stil der Zeit weiterentwickelt: Große Bäume mussten her, gerne aus Asien oder Amerika. Und Kamelien auch als Hecken, Azaleen, Rhododendren. Noch nie habe ich Kamelien als Hecke gesehen, das sähe ich gerne einmal zu Blütezeiten, im September zeigten sie leider nur ihr glänzendes Blattkleid.

Der Garten liegt ufernah, südlich von Cadenabbia, wo am Ufer ein Boccia spielender Adenauer steht. Die Anlage erstreckt sich parallel zum Ufer auf zwei Etagen, die mit einem Fahrstuhl verbunden sind. So können auch Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer diesen Teil des Gartens, etwa ein Drittel davon, besichtigen. Für höhergelegene Bereiche, wie das Farntal, wird festes Schuhwerk empfohlen. Es gibt große Picknicktische für Großfamilien, manche sogar überdacht, die allerdings, bedingt durch die Jahreszeit, nur von Kleinfamilien mit Kleinkindern besucht waren. Der Aufstieg lohnt und beim Abstieg wird man mit einem wunderschönen Panorama vom See und den umliegenden Bergen belohnt.

Eine Überraschung war dann das Museum. Es war, bei unserem Besuch im Sommer 2021, dem 200. Todestag von Napoleon gewidmet. Wir sahen Zeugnisse einer bewegten Geschichte, von der wir nichts gewusst hatten: Die Villa war, lange vor Carlottas Geburt, von der „rechten Hand“ Napoleons in Mailand, Battista Sommariva erworben worden. Dieser hatte in der von Napoleon beherrschten Zisalpinischen Republik (1797–1802) eine politische Karriere angestrebt. Als jedoch Napoleon einen Rivalen vorzog, endeten seine politischen Ambitionen und er widmete sich verstärkt dem Ausbau des Gartens und der Erweiterung der Kunstsammlung.

Später erst kam die Villa in den Besitz der Familie von Sachsen-Meiningen, blieb es bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Sie wurde am 15. August 1915 unter italienische Staatsaufsicht gestellt.

Schon die Dauerexponate im zweistöckigen Museum, wie Statuen von Canova und Thorvaldsen, sind sehenswert. Nun waren Kunstwerke im Stil der Zeit unter Napoleon aufgestellt. Eine Überraschung war: Der Zeit wurde gerne gedacht, da sind wir hier in Preußen anderes gewöhnt. Wir lernen schon in der Schule, dass Königin Luise nach Königsberg pilgerte und den Besatzer um Erbarmen bat, ihr aber keines gewährt wurde.

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