Am Anfang ging es mir als Gartenoma nur um die Wasserknappheit, die hier im Nordosten Deutschlands das Gärtnern zunehmend erschwert. Ich hörte Elon Musks und Armin Laschets Lachen, als beide die Sorgen der Bevölkerung vor der Verknappung des Trinkwassers weglachten (siehe die vorherigen Beiträge zum Teslathema). Inzwischen lese ich in meinen Zeitungen (Tagesspiegel und ZEIT), alles, was zur Gigafabrik kommt, und blicke sorgenvoll in die Zukunft. Hier nun das Ergebnis des letzten Monats:
Der Milliardär Elon Musk fordert nicht nur Putin zum Zweikampf heraus, er greift nach den Sternen. Kürzlich hat ein Sonnensturm den größeren Teil seiner Satelliten zerstört. Auf keinen Fall gäbe das Weltraummüll, verkündet seine Firma SpaceX, die NASA befürchtet aber genau das, und dieser Sonnensturm war nur ein kleiner Anfang, in den nächsten Jahren werden mehr erwartet. Sein Konkurrent im All, Jeff Bezos von Amazon, beschwert sich bitter: „Bei seinen Weltraumaktivitäten halte er sich nicht an Vorgaben der Regierung und glaube offenbar, dass Regeln nur für andere gelten.“ SpaceX hat schon mal Genehmigungen für die nächsten 30 000 Satelliten beantragt. Wer auf Erden braucht das?
Zurück nach Brandenburg, nach Grünheide: Brauchen Brandenburger (Daten sind nicht aus dem Tagesspiegel!) 2 t schwere Luxus-Pkws mit 200 kW Leistung, Beschleunigung von 0 auf 100 in 5 s und weit über 200 km/h Höchstgeschwindigkeit? Ob das wer in Brandenburg braucht? In Berlin bestimmt niemand, hier sind die Nebenstraßen für die vielen und immer größeren Autos schon jetzt zu schmal. Es stehen einfach zu viele Autos `rum.
Nun gibt es sie also, die Gigafabrik Berlin-Brandenburg, die, wie der Name sagt, gigantische Ausmaße hat. Was musste Musk tun, um sie genehmigt zu bekommen? Nicht viel, er wurde von der Regierung, vor allem vom Wirtschaftsminister Steinbach, umworben, mit einem, erst geheim gehaltenen, Flug über Märkische Felder und Wälder. Ihm gefiel die Berliner Kulisse am Horizont und vorerst bestand er darauf, die „GigaBerlin“ zu bauen, da waren die Brandenburger nicht so für, der jetzige Name ist der Kompromiss.
Von den Problemen, die ich verfolgte, behalte ich das lebensnotwendige Wasser im Blick: Der Vertreter des Wasserwerks betonte, dass es nicht um „Speiseeis“, sondern eben um Trinkwasser ginge, was knapper wird und wovon die Fabrik viel verbraucht, dazu kommt das Abwasser.
Für die ZEIT sind das „Querelen“, und offenbar denkt auch Musk so. Er fing schon mal an zu bauen, erst die Fabrik, dann auch Autos, die aber noch nicht verkauft werden durften. Dass man die Genehmigungen alle schaffen würde, wurde von der Regierung immer versichert. Am 11.2. schreibt der Tagesspiegel: „‘Wasser kann auch aus umliegenden Gegenden zugeführt werden, sofern technisch und logistisch machbar.‘ Trotz der fehlenden Genehmigung, sagt Steinbach, werde die Gigafactory ‚enorm schnell‘ realisiert.“
Der Minister sieht also, im Gegensatz zur NASA, Vorschriften als störend und zu bewältigen, oder hofft er, irgendwo in der Nähe Quellen zu entdecken. Ist das schon Realitätsverlust? Oder ist Größenwahn ansteckend? 500 000 Autos im Jahr will Musk vorerst dort bauen.
Am 16.3. gibt es eine ganze Seite mit dem Titel „Brandenburg wird Auto Valley“. Minister Steinbach prahlt: „Und wir haben einen guten Ruf, was die Begleitung von Genehmigungsverfahren betrifft.“ Die VW-Werke wollten in Niedersachsen nun auch so behandelt werden, „wie Tesla von uns behandelt worden ist.“
Hier wird der Bock zum Gärtner! Als wenn es Aufgabe der Regierung wäre, die geltenden Vorschriften den Forderungen der Unternehmer anzupassen. Und Ministerpräsident Woidke schwärmte: „Wir sind nicht mehr verlängerte Werkbank des Westens.“ Ganz groß wollen wir werden, egal womit, koste es, was es wolle. Als Erstes sollen, übrigens, SUVs gebaut werden. Und noch einmal Herr Woidke: Wenn man in Jahrzehnten die Geschichte Brandenburgs betrachten wird, „dann wird es eine Zeit vor Tesla geben — und eine Zeit mit Tesla.“ Oder eine Zeit, als man Gärten noch bewässern konnte …
Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt: „NABU taucht ins Urteil zum Tesla-Wasser“ lautet die Überschrift im Tagesspiegel vom 9. März. Vielleicht geht man in Berufung, weil die Wasserzuteilung für Tesla von veralteten Zahlen ausgeht, aber die Erhöhung der Fördermenge von 2,5 auf 3,8 Millionen Kubikmeter pro Jahr ansteht. Hoffentlich entschließt sich die NABU dazu, und es bleibt spannend.