Für diese Rezension von Lebendige Gärten im Winter habe ich lange gebraucht, und sie ist sehr persönlich geworden: Während der ersten Jahrzehnte meines Gärtnerinnenlebens galt für mich Klaus Foersters Spruch: „Es wird durchgeblüht!“ als Leitmotto. Darum geht es auch in meinem Buch „Blütenfreuden“. Ich habe noch einmal die beiden Kapitel zum Winter gelesen: Der Winter war für mich Wartezeit auf und Vorbereitung für den Sommer. Das ist jetzt anders geworden.
Als ich das Buch Lebendige Gärten im Winter bestellt hatte, guckte ich mir die vielen (schönen!) Bilder an, und sah, dass es meist welche aus England waren, ah ja, die Autorin bietet ja Wintergärtenreisen (!) dorthin an, und dann kam erstmal der Sommer. Allerdings hatte ich schon Exemplare von Cornus alba sibirica bestellt, wegen der roten Stiele im Winter.
In den letzten Jahren kann ich den Winter immer besser genießen, etwa wenn rauhreifige Gräser sich bewegen, oder sich die Blüte der Herbstanemone nach dem Frost wie ein Baumwolltupferchen auflöst. Und es gab in meinem Garten auch immer mehr anzugucken, da ich gezielt pflanzte, was im Winter blüht. Dazu gab es im letzten Jahr den Beitrag.
Nun gucke ich mir, im Herbst, das Buch näher an und staune. Es gibt so viel mehr zu sehen. Auf 200 Seiten, fast im DIN A4 Format, werde ich angeleitet, „Eigenschaften von Pflanzen mit winterlichen Höhepunkten“ zu sehen. Dass Frau Ney Gartenplanerin ist, schärfte nicht nur ihren Blick, es prägt auch die Ausdrucksweise.
Es geht um mehr als Blüten, um die Strukturen im Garten, die Texturen und vor allem um „Dauerhafte Farbakzente“, die dann genau aufgeschlüsselt sind in: Farbige Zweige und Rinden, Farbige Nadeln (17 Seiten, mit den Untergruppen; Weißgold, Gelbgold, Altgold und Schwefelgelb), farbiges Laub und die Bodendecker, um Knospen und Früchte, und das bei jeder Wetterlage.
Sie sind beeindruckt und befürchten, in Ihrem Garten so etwas nie schaffen zu können? Dazu kam der Trost schon in der Einleitung: „Unsere Gärten eignen sich eben in der Regel besser für Kammerkonzerte als für Operndramatik.“ Das Kapitel zu meinen geliebten Blüten ist betitelt: „Blüten, kurzfristige Farbakzente und Duft.“ Für eine Oper braucht es eben mehrere Klangkörper …
Es gibt an vielen Stellen Bemerkungen, die würdig sind, gemerkt zu werden. Ich schätze es besonders, wenn sie Gedanken ausdrücken, die mich auch beschäftigen. Als es um Hecken geht: „Man verwendet hierfür gerne Taxus und etwas eingeschränkter auch Buxus – und besonders robuste Gärtner integrieren selbst durch Blattdornen piksende Ilex, Berberis und heimtückisch bedornte Pyracantha.“ Die beiden Letzteren hatte ich nämlich großflächig entfernen müssen, als wir vor bald vierzig Jahren den Garten übernommen hatten und begegneten noch Jahre später heimtückischen Pyracanthadornen.
Im Serviceteil, welches mit dem Register über 20 Seiten ausmacht, werden Pflanzen für verschiedene Rahmenbedingungen kategorisiert.
Ich vermute, diese größere Offenheit für das früher Nebensächliche hat mit dem Älterwerden zu tun. Sie suchen noch ein Geschenk für Oma und Opa, die Gärten lieben? Vielleicht zu Weihnachten, wenn der Winter gerade angefangen hat?
Das Einzige, was ich bemängeln könnte, ist, dass die Autorin, die Schneeglöckchen liebt, im Serviceteil nichts zum Schloss Übigau mit dem Schlossgärtner Manig schreibt. Nach der Erwähnung von zehn Gärten im Vereinten Königreich wäre es dann ein zweiter in Deutschland. Siehe hier.