Auf Gartenreisen begegnet mir (fast) immer ein Lenné Park

Lenné Park
Lenné Park.

Was macht einen Lenné Park aus? Seit vielen Monaten grüble ich über diese Frage, Klima- und andere Krisen lenkten mich davon ab, ihr nachzugehen. Nun bin ich im Januar wieder „durch die Schränke gegangen“, auch um Platz für neue Bücher zu finden, und fand die Materialien der inzwischen vier Reisen, die ich mit dem Verein Denk mal an Berlin machen durfte. Sie alle waren von Herrn Dr. Klaus-Henning v. Krosigk vorbereitet und begleitet worden. Ich vertiefte mich noch einmal in die umfangreichen Unterlagen.

Lenné Park.

Das erste Mal, das ich bei dem Namen Lenné aufhorchte, war im Juli 2018 im Park von Lemmersdorf in der Uckermarck. Ein junges Pärchen hatte das Gutshaus 2002 übernommen und, war, laut Begleitheft, „bemüht, Herrenhaus und Park nach denkmalpflegerischen Prinzipien zu restaurieren und zu sanieren.“ Aber dann hatten sie einen Baum gepflanzt, an einer Stelle, die nach Meinung von Herrn v. Krosigk nun gar nicht ging. Er fand, dass dieser „behutsam entfernt“ werden müsse. Erst war ich voll des Mitleids mit dem armen Bäumchen, aber je länger ich schaute, umso mehr sah ich, wie die Perspektive selbst durch das noch kleine Bäumchen schon beeinträchtigt wurde.

Lenné Park.

Lenné wurde 1789 als Sohn des Gärtners vom Schloss Brühl-Bonn geboren. Sein Vater schickte ihn zur Ausbildung als Gärtner auch nach Paris und München, später ging es nach Wien. Lenné schätzte die neuen Englischen“ Gärten mit ihren Bäumen und Sträuchern mehr als barocke Blumen- und Ziergärten. In dieser Zeit änderten sich auch die französischen Gärten, in deren strenge Strukturen „jardins romantiques“, also Buschgruppen, Wasserläufe und geschwungenen Wege eingebracht wurden. (Aus Siegfried Stein Großmutters Blumengarten).

Ballenstedt.

Mit dem Wiener Kongress 1815 waren die Kriege beendet und Europa dabei, sich neu zu ordnen. Staatskanzler Fürst Hardenberg stellte ihn 1816 in Preußen ein, er erkannte Lennés künstlerisches Talent, seine innovativen Sichtweisen und seine unternehmerische Begabung. 1824 wurde er zum Gartendirektor ernannt, ab 1828 war er allein für die Gestaltung aller bekannten Parks um Sanssouci, die Pfaueninsel, den Berliner Tiergarten, und, und, und bis nach Bayern oder ins heutige Polen reichten seine Werke.

Er überlebte zwei preußische Könige, deren Nachfolger entzog ihm den Auftrag, den Schlosspark Babelsberg zu gestalten. Es war Biedermeierzeit und von nun an wurden kleine Rabattenbeete, genannt pleasure grounds, in die Mitte der Rasenflächen gesetzt, gerne mit einem Gitter, das wie ein Körbchen erscheinen sollte. Mit 77 Jahren starb Lenné, anscheinend arbeitete er bis ins hohe Alter.

Aber heute will ich von weniger bekannten sprechen. Die Fotos sind vom Schlosspark bei Petzow mit Blick auf den Schwielowsee, wo auch die Schinkel Kirche sehenswert ist. Von oben, auf dem Kirchturm geht der Blick noch weiter.

In den Materialien, die zu den Gartenreisen verteilt werden, sind viele Pläne enthalten. Ich vergleiche sie: Es gibt an den Rändern geschwungene Anpflanzungen von Büschen oder Bäumen zusehen, mittig freie Flächen und möglichst viele Sichtachsen. Manche der Pläne heißen „Verschönerungsplan“.

Pfaueninsel.

Nicht alle Pläne wurden umgesetzt, und nicht alle jetzigen Besitzer waren oder sind „bemüht, Herrenhaus und Park nach denkmalpflegerischen Prinzipien zu restaurieren und zu sanieren.“ Manche waren, wie im zuletzt besichtigten in der Prignitz, einfach verbuscht, also ohne Sichtachsen.

Pfaueninsel.

Herr Dr. von Krosigk war nach der Wende im Land Berlin verantwortlich für die Gartendenkmäler, und konnte über 150 retten. Am Freitag, 24. März 2023, wird er einen Vortrag halten über die halbrunde Sitzbank, die Exedra, um 18:00 Uhr bei Denkmal an Berlin Kantstraße 106, 10627 Berlin.

Der Vortrag von widmet sich einem im 19. Jahrhundert beliebten Gartenmöbel – der Exedra. Diese wurde auch Stibadium oder Römische Bank genannt und ist ursprünglich eine halbrunde antike Bank, auf der es sich die Römer und ihre Gäste beim Speisen im Freien wohl sein ließen. Im 19. Jahrhundert wurde sie von Karl Friedrich Schinkel und Peter Joseph Lenné wiederentdeckt und neu verwendet. Das klingt interessant.

2 Kommentare

  1. Liebe Eva,

    das ist ein interessanter und schön bebildeter Beitrag, herzlichen Dank! Bei seiner nächsten Tour ins Hirschberger Tal/Polen sind sogar noch ein paar Plätze frei: 21. – 23. April, anmelden bei Denk mal an Berlin e.V.

    Herzliche Grüße
    Elisabeth

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