Mit Lenné unterwegs nach Schlesien

Solche Zufälle gefallen mir: Als ich gerade den Blogbeitrag auf Gartenreise begegnet mir (fast) immer ein Lenné Park geschrieben hatte, sah ich bei einem Besuch das schöne Buch Peter Joseph Lenné: Vom Erschaffen der Landschaft von Christa Hasselhorst liegen und durfte es mir ausleihen (vielen Dank, nochmal!). Es hat viele schöne Bilder, manche sind ganzseitig im DIN A4 Querformat. Frau Hasselhorst stellt detailsicher und mit Eleganz über 30 Parks in Deutschland (von den weit über 300!) vor. Das Buch ist 2014 in der Edition Braus erschienen.

Hier als Zitat den Schlusssatz der Einführung: „Gehen Sie mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise quer durch Deutschland, tauchen sie ein in die malerischen grünen Welten eines genialen Kreativen und Humanisten, der felsenfest an die Wirkungsmacht des Schönen glaubte: „welch einen mächtigen Einfluss die Verschönerung der Natur auf den Menschen, sein Gemüt und die Ausbildung des Geschmacks übt.“

Zu jedem Park gibt es die Beschreibung der Ausgangslage (Auftraggeber, deren Wünsche) und wie Lenné sich vor jedem „Verschönerungsplan“ den Ort angeguckt, um aus der geografischen Lage heraus zu planen. Damals reiste man mit Postkutschen …

Die Autorin hat vieles zusammengetragen, am besten gefallen mir die Aussagen von Lenné zu seinen eingeplanten Höhepunkten: Die Aussicht, die Wegführung und hier schon mal etwas zum Wasser: „Da dem Wasser die Eigentümlichkeit zukommt, dass selbst die größte Ausdehnung desselben nicht ermüdet, so kommt es bei Behandlung großer Gewässer nur darauf an, die mit ihnen in Verbindung zu setzenden Pflanzungen zur weiteren Au(f!)schmückung zu nutzen. Am Wirksamstem geschieht dies durch Bepflanzung der vortretenden Höhen, Inseln und Halbinseln.“

Wir erfahren etwas über die Zusammenarbeit mit seinen Partnern, Schinkel und nach dessen frühen Tod Stüler, auch Persius, der die schon beschriebene Exedra entworfen hatte, auch über Nachfolger, die seine Pläne nach seinem Ableben weiterführten. Pückler, der grüne Fürst, war sein Rivale, er stichelte gerne und gönnte Lenné die Erfolge nicht, erst recht nicht, wenn das Lob von v. Hardenberg kam, seinem Schwiegervater!

Etwas bekommen wir auch mit von der politischen Lage in Deutschland, Preußen reichte bis ins Rheinland. Lenné war ja preußischer Beamter und durfte deshalb keine Honorare annehmen, wenn er etwas in Bayern oder Sachsen plante — dann gab es ein Service aus Meißen Porzellan als Honorar.

Bei unserer Reise mit dem Verein Denk mal an Berlin ins Hirschberger Tal Ende April wohnten wir nicht im Schloss Łomnica (früher Lomnitz), sondern im kleineren Witwenschloss daneben. (Alle Fotos sind von dieser Reise.) Der Park ist „von Lenné inspiriert“ und zu großen Teilen von den jetzigen Betreibern wiederhergestellt, er geht über den Fluss Bober zum Schloss Wojanòw (früher Schildau), in dem sich Friedrich Wilhelm IV. gerne im Sommer mit der großen Kinderschar traf.

Geführt wurden wir von Frau Elisabeth v. Küster gemeinsam mit Herrn Dr. v. Krosigk und bewunderten Aussicht und Wegeführung. Was sagte Lenné dazu? „Ein Schmuckweg unterscheidet sich von dem ökonomischen Weg dadurch, dass er nicht bloß auf einen Punkt berechnet ist. Seine Bestimmung ist vielmehr, dass er in seinem Lauf unterhaltend sei … Die wellenförmigen Schwingungen der Weg sind für sich schon malerische Stücke der Gartenbildung.“

Den Rahmen bildete die Landschaft mit Riesengebirge und Schneekoppe, die ihrem Namen alle Ehre machte, die Schneehaube wäre im Sommer geschmolzen gewesen.

Das Picknick, im Sonnenschein vor dem Belvedere in Bukowiec (früher Buchwald) wurde der Höhepunkt. Das Beste war die Aussicht. Herr v. Krosigk, der die Entwicklung im Hirschberger Tal seit über dreißig Jahren verfolgt, berichtete, dass hier alles so zugewachsen war, dass Bäume nicht behutsam entnommen wurden, um die Landschaft zu verschönern. Sie mussten gefällt werden.