Jahr für Jahr im Frühling gibt es die Bilanz der blühenden Waldlilien. Schon in meinem Buchkapitel „Alle meine Lilien“ berichte ich von meinen wechselnden Erfahrungen mit der Waldlilie. Sie macht es wirklich spannend, wie eine Diva, die sich manchmal in Zurückhaltung übt.
Irgendetwas an ihr zieht jeden an. Jörg Pfenningschmidts, mein Lieblingsstaudenkolumnist, berichtete in einer kraut und rüben, dass sie selbst das Interesse gelangweilter mitgeschleppter Ehegatten erregt, die mehr über diese Pflanze wissen wollen, sobald sie sie gesehen haben. Auch mein Mann fragte letzte Woche beim Sprengen, wer da, verborgen im Halbschatten, so schön blüht.
Seit Jahren geht es so: Meine Nachbarin fragt nach und ich berichte: Die kleine Weiße hat wieder nur eine Blüte, die Rote vorne auch, aber die große, die mich im letzten Jahr so enttäuschte (s. in: Trillium, die Waldlilie) hat zwei Blüten, und: Hoffnung aufs nächste Jahr! Drei Stängel! Und meine Nachbarin hat in diesem Jahr stolze sieben Blüten! Mir bleibt da nur, auf den nächsten Frühling zu hoffen.
Das Kapitel Alle meine Lilien wurde vor über fünf Jahren geschrieben. Was hat sich seitdem ergeben? Die Schwertlilien zeigen ihre kräftigen grauen Blätter, eine schon eine Blüte, in den vergangenen Jahren kamen dann noch eine, mal auch zwei dazu bei etwa acht Pflanzen. Wahrscheinlich ist es bei uns zu eng gepflanzt, sie mögen den Raum für sich.
Die Taglilien werden weiter wegen ihres schönen Grüns gehalten, und blühen, aber eben nur für einen Tag. Von meiner Gartenfreundin Ursel, die schon im Kapitel Gärtnern im Laufe der Zeiten als Taglilienliebhaberin beschrieben wurde (die mit den sechsundzwanzig!) hat mir Ableger geschenkt von einer schönen weißen, mit dem passenden Namen: „So lovely“. Sie nennt die Ableger immer „Kindl.“ So lovely hat einen Ehrenplatz bekommen.
Lilien gehören inzwischen zum Repertoire, allerdings kommt nur jede Dritte wieder. Besonders gefällt mir meine Türkenbundlilie (L. martagon) in Rot, die nun, im dritten Jahr sogar mit zwei Stängeln erscheint. Hoffentlich blühen sie auch beide.
Und zu den Funkien, den Herzlilien, werde ich in diesem Sommer länger schreiben, sie sind inzwischen an vielen Stellen; und zeigen jetzt, Ende April, gerade ihre eingerollten Blätter.