Jetzt, in der zweiten Maihälfte, findet sie statt: die Chelsea Flower Show der Royal Horticultural Society (RHS). Diesmal leider nur digital.
Vor einem Vierteljahrhundert war ich Mitglied der RHS geworden für das Jahr, in dem ich in London studierte. Uns Mitgliedern wurden Monate vorher vergünstigte Karten zum Members‘ Day angeboten, man durfte zwei Stück bestellen. Die zweite schickte ich meiner Berliner Nachbarin, die inzwischen meine nächste Gartenfreundin geworden ist. (Ich fragte sie und meine Erinnerung ist richtig: damals siezten wir uns noch!) Ich hoffte, eine Eintrittskarte zu schicken wäre verbindlicher, als nur eine schriftliche Einladung; und es wirkte. Sie kam nach London und wir stürzten uns in das volksfestartige Getümmel.
Wir waren stolz, daran teilnehmen zu können, sie erinnert sich an den Garten der Poeten, ich mich an wenig. Mir war das Alles etwas zu viel Disneyland: Eine Bühne neben der anderen, alles in voller Blüte und nur für diesen Augenblick geschaffen. Lieber besuche ich einen Garten, in dem jede Pflanze ihre Entwicklung durchmachen und ich zusehen darf.
Bevor die diesjährige (digitale!) Flower Show am 18.5. (Members‘ Day) begann, konnte man sich die Entwürfe verschiedener Planer angucken, inzwischen geht das offenbar nur gegen Bezahlung. Die Show läuft bis zum Wochenende.
Wieder viel Spezielles und Exotisches, also nichts für mich. Interessiert hätte mich der Garten zu Florence Nightingale, deren zweihundertster Geburtstag begangen wird.
„The garden evokes key elements of Florence Nightingale’s life: … a reflecting pool references her insights into drainage and cleanliness; and the plants in the garden include some found in her own pressed flower collection as well as plants with strong medicinal properties which were used in the 19th century and are still used in medicine today. In addition, her story is referenced in art seen throughout the garden.” (Zitat: Vorschau der Flower Show)
„Meine“ Florence war handfester und hatte ihrem Land mehr hinterlassen, als eine Sammlung Trockenpflanzen: „[Pflege] sollte aber auch die richtige Anwendung von frischer Luft, Licht, Wärme, Sauberkeit und Ruhe sowie die richtige Auswahl und Gabe von Nahrung beinhalten.“ Also das, was wir ganzheitliche Medizin nennen: Vor allem aber erinnerte ich sie als Mathegenie und „eine kritische Beobachterin und Ratgeberin für das britische Gesundheitswesen. In dieser Funktion und unter ihrer Leitung führte die britische Regierung die systematische Erhebung einer Statistik zu den Bevölkerungszahlen, Geburts- und Todesraten sowie Todesursachen ein.“ (Zitate aus dem Netz von Stiftungen, die ihr Vermächtnis wahren.) War vielleicht besser, dass ich es mir den Erinnerungsgarten nicht ansehen konnte, denn sicherlich wird auch nichts dazu gesagt, dass im Vereinten Königreich, so wie in Deutschland auch, Krankenschwestern unterbezahlt sind.
Nun zum Chelsea Chop (Schnitt): Jetzt, in der zweiten Maihälfte, wenn die Akeleien verblühen,sollten Stauden um mindestens ein Drittel gekürzt werden. Dann wird die Pflanze kräftiger, um später die schweren Blüten zu tragen. Bei mir ist es Phlox (siehe Foto!), die Astern kommen ca. 6 Wochen später dran. Ganz Raffinierte schneiden nicht das ganze Bündel gleichlang, sondern unterschiedlich, dann wird die gesamte Blühzeit verlängert.
Nur Mut!