Bäume und Sträucher als Strukturbildner im Garten und in Parkanlagen sind sehr wichtig in der Gesamtgestaltung. Eine Baumschönheit ist mir von unseren diesjährigen Tagen an der Ostsee am besten in Erinnerung geblieben: Sie stand im Vorgarten eines edlen Hauses der Usedomer Bäderarchitektur. Was das wohl war? Blätter, wie eine Buche, aber mit hängenden Ästen, und mit einem Durchmesser von gut drei Metern und einer Höhe von nur knapp zweien. Die Bestimmungsapp des Smartphones sprach auch von einer Buche. Zum Glück wusste eine Bewohnerin mehr über diesen Baum. Diese Hängebuche ist ein Naturdenkmal.
Das Alter kannte sie nicht, aber ja, gelegentlich würde die Buche beschnitten, was sicherlich eine hohe Kunstfertigkeit verlangt. Der Vorgarten war bis vor kurzem nicht eingezäunt. Nicht nur kletternde Kinder hatten sich dafür interessiert, ausgewachsene Männer auch, sie hätten gerne nachts nach Kneipenbesuchen ihr Wasser daran abgeschlagen: deswegen musste der Zaun her, der nun der Buche ein langes Weiterleben sichern wird. Wir durften nicht nur vor, sondern auch aus dem Haus fotografieren.
Während dieser Vorgarten eher einen Parkcharakter hat, braucht man auch in kleinen Gärten Strukturbildner: Ein solches bemerkenswertes Gewächs ist diese Magnolie, zu sehen in einem japanisch anmutenden Garten in Berlin-Lichterfelde. Ein Berliner hat sich hier, zusammen mit seiner Frau, den Traum eines japanischen Gartens erfüllt. Viele Bäume sind nach Bonsaiart beschnitten, auch diese Magnolie. Obwohl der Gestalter, als studierter Gärtner, natürlich weiß, dass man Magnolien nicht beschneiden soll. Aber er hat es gewagt und es hat sich gelohnt.
Nun werde ich mein Glück mit unserer Magnolie versuchen. Sie blüht zwar jeden Frühling tapfer, aber im Laufe des Sommers verschwindet sie unter der Clematis montana rubrens, der Kletterrose, und in diesem Jahr kam dazu eine spätblühende Clematis mit kleinen gelben Glöckchen. Im Buch schrieb ich noch: „Von hinten grüßt ein Gartentor klassisch mit Natursteinsäulen und Holzbogen, in dem Winterjasmin, rote Rose, rosa und weiße Waldreben (Clematis) nacheinander blühen. Davor ist eine Magnolie liliiflora Susan gepflanzt, die schlank und aufrecht das Tor bewacht“. Nun, vier Jahre später und im Herbst, ist es eher ein grüner Bunker, von der Magnolie ist nichts mehr zu sehen. Nun ist wieder Gärtnern mit Axt und Schere gefordert!
So war es auch mit dem im Buch beschriebenen Buchs, dessen Quader immer größer wurde und mir den Blick auf unseren Garten nahm. Vor drei Jahren wurde er im Bonsaistil beschnitten und hält seitdem, nach Schnitten in jedem Frühsommer, seine Figur. Der Schneidekünstler ist mein Mann. Man kann sich auch dutzende Videos im Netz angucken, um es zu lernen. Als gelernter Chirurg hatte mein Mann das aber nicht nötig …
Nun warten wir noch ein wenig, dass sich die Glöckchen Clematis zurückbildet, dann wird die Magnolie erstmal von allen diesen Lagen befreit, und bekommt dann eine japanisch anmutende Silhouette. Beim Buchs, der mal ein Quader war, ist es ja auch schön geworden.