Nun sind die Eisheiligen vorüber, eigentlich war schon ein paar Tage vorher klar, dass es keinen Frost mehr geben würde. Dafür gab es im Mai zwei Tage mit über 30 °C, und zwei Tage mit Schneetreiben. Die Klimakrise bringt offenbar nicht nur mehr Wärme, womit ich mich anfreunden könnte, sondern Überraschungen, die das Planen erschweren. Das Gärtnern im Mai, mit seinem Warten auf frostfreie Nächte ist vorbei. Die Magnolien in unserer Straße verblühen, nur meine dunkle Magnolia liliiflora ‚Susan‘ fängt mit dem Blühen erst an.
Sie wurde im letzten Herbst von allerlei Wucherzeug befreit und kräftig beschnitten, was Magnolien eigentlich nicht mögen. Ich weiß noch nicht, wie übel sie es mir genommen hat. Den ganzen sehr trockenen Winter wurde sie betüdelt mit Extraportionen Wasser, (sie ist ein Flachwurzler), und im Frühling gedüngt. Nun blüht sie mit etwa 20 Blüten (wir waren schon bei 60!) und das Blattwerk bleibt etwas dürftig.
Wie im Kapitel Gärtnern im Mai beschrieben, sind es nun die Clematis, denen meine Fürsorge gilt. Da in diesem Jahr der Staudenmarkt im Botanischen Garten wieder ausfiel, habe ich meine jährliche Ration neuer Clematis bei Westphal bestellt, diesmal für Nachbarinnen gleich mit. Es wurden zehn Stück. Manche wären ausverkauft, sagte die Kundenbetreuerin am Telefon, es würde wie wild gekauft. Das war endlich mal jemand, dem ich diesen Onlineboom gönne, im Gegensatz zu den meisten Anderen! Offenbar gibt es noch mehr Menschen, die das wegen Corona Gesparte in Pflanzen anlegen.
Mehr Arbeit als die Neuen machen nun die alten Clematis, von denen erstmalig alle wiedergekommen sind. Inzwischen sind es an die dreißig. Sie legen sich im Frühjahr unter alles, was blüht, Schneeglöckchen, Lerchensporn und Winterlinge und ich muss mich ganz tief bücken und sie hervorlocken. Dann werden sie an ihren Rankhilfen befestigt und manchmal wachsen sie in zwei Tagen über fünf Zentimeter und müssen weiter gelenkt werden. Ich habe vier früh blühende: zwei Montana rubens, die dekorativ meterlange Flächen beranken, eine kleine blaue Alpina, die in diesem Jahr leider (noch) nicht zur Blüte gekommen ist und ein kleines rotes Glöckchen, das auch schon blüht. Den Namen weiß ich nicht mehr; vielleicht hilft Herr Westphal mir wieder weiter. Per Mail kam vor ein paar Tagen die Auskunft, dass es sich um eine Clematis alpina Pink Princess handelt.
Mit der Hilfe von Herrn Westphal weiß ich nun auch, dass die „Glöckchenclematis“, die die Magnolie zugedeckt hatte, eine Rehderiana ist. Sie treibt übrigens wieder stark und ich muss mir was ausdenken, damit sie nicht wieder Susan überwuchert.