Jetzt die Zweijährigen für nächstes Jahr aussäen! Zurzeit blühen in jeder Nacht die Nachtkerzen (Oenothera) und verströmen ihren Duft. In diesem Jahr bei uns so groß wie noch nie, fast wie bei den Nachbarn vor zwei Jahren. Unsere Nachbarin hatte mich dazu gebracht, nur die Nachtkerzen mit großen Blüten zuzulassen. Sie sind Zweijährige, das heißt, dass es erst ein Jahr lang nur eine Blattpflanze gibt, wie auch bei Akeleien, Fingerhüten oder Stockrosen, und im zweiten Sommer erst die Blüten. Danach stirbt sie (meist) ab. Die Nachtkerzen versamen sich im Überfluss, viele werden entfernt, manche etwas weiter nach hinten gesetzt und manche dürfen dableiben, wo es ihnen passt. Ähnlich ist es mit den Karden: sie versamen sich überall. Da sie schmale Säulen bilden, lasse ich manche auch im Vordergrund stehen, aber die meisten werden ausgerupft.
Mehr Aufmerksamkeit schenke ich den Akeleien. Während ich im Buchkapitel noch eine große Toleranz gegenüber den überraschenden Plänen der Akeleien übte, versuche ich nun mehr, sie in meine Farbkonzepte einzureihen, was aber nicht immer gelingt!
In diesem Jahr sahen wir wunderschöne Arrangements erst bei Frau Lüdke im Eiskeller, ja, sie sät sie aus, und wenn die Farben nicht kräftig genug sind, werden die Blüten vorm Versamen gekappt, damit nur die guten in den Garten kommen, so mache ich es auch. Kurz danach blühten sie auch in Seebüll bei Noldes im Garten Wir waren angetan von den Schrifttafeln, zum Leben Noldes, die, anders als vor dreißig Jahren, auf Noldes antisemitische Haltung vor, und in der Nazizeit hinwiesen. Im Garten waren nicht nur die Akeleien, auch die anderen Pflanzen stattlicher als bei uns in Berlin. Ob es das Klima ist, viel Wasser und mildere Winter?
So etwas will ich auch! Ganz begeistert kaufte ich mir im Shop Akeleisamen, „handverlesen“. Der Preis spielte erstmal keine Rolle, aber jetzt, wo ich sie aussäen will, gucke ich mir die Packung näher an: Ein stolzer Preis „FÜR CA 40 PFL“ ganze €4,50, also über zehn Cent für jedes Samenkörnchen. Ob sie auch so schön werden, wie auf dem Bild?
Die Pflanzanleitung ist verwirrend, erst steht „mehrjährige Staude“, dann wird empfohlen, sie wie eine Einjährige zu ziehen, das heißt ab April/Mai ins Freiland oder schon als Vorkultur in Töpfchen ab März. So viel Gedöns für eine Pflanze, die erst im nächsten Jahr blüht, und erst dann wissen wir, in welcher Farbe! Wie enttäuscht die unerfahrenen Gärtner/innen sein müssen, wenn sie im ersten Jahr nicht blüht!
Ich nehme Samen einfach mit, bei uns oder unterwegs, genauso wie von Fingerhut oder Stockrosen, deren Samen kommen allerdings erst im Herbst. Die Fingerhutsamen puschel ich in feuchte, schattige Plätzchen, meist kommt auch etwas, in diesem Jahr hatten wir fünf wunderschön Weißblühende selbst gezogen.
Vorher kommen sie über Nacht ins Gefrierfach, irgendwo habe ich mal gelesen, dass Samenkörner Frost erlebt haben müssen, um zu keimen, und ich will doch im nächsten Jahr schon sehen, wie sie blühen!