Jeden Herbst kaufte ich für die Terrasse einen großen Topf mit Chrysanthemen und pflanzte sie dann, wenn sie verblüht waren, im Garten ein, immer da, wo die Farbe hinpassen würde. Aber nie kamen sie im nächsten Jahr wieder.
Nur einmal, vor etwa zwanzig Jahren war es eine blass-rosane, die kam in den Vorgarten. Und Jahr für Jahr blüht sie, gezogen in eine hell-rosane Rose Mirato, die sie ablöst mit dem Blühen. Dass sie so gut gedeiht, liegt wohl an der Sonnenlage und daran, dass da mehr Sand- als Lehmboden ist. Leider ging sie, wenn ich sie, weil so wüchsig, auch in anderen Teilen des Gartens beheimaten wollte, dort immer ein.
In dem Kalender des Bürgervereins Bornim, der in diesem Jahr zum 150. Geburtsjahr von Karl Foerster erschien, hat dessen ehemaliger Mitarbeiter Dr. Konrad Näser zu jedem Monat eine Foersterstaude ausgewählt und einen ausführlichen Text dazu geschrieben. Die Winteraster (Chrysanthemum x grandiflorum) ist schon seit zweitausend Jahren in Ostasien als Kulturpflanze bekannt!
Eine wunderschön große Weiße blüht jetzt, im November, in seinem Garten. Dies sei ein Fund seines Freundes (und ehemaligen Foerster-Kollegen) Wolfgang Kautz in einem rumänischen Privatgarten. Die beiden Experten vermuten eine alte Sorte, vielleicht noch aus K u K Zeiten. Herr Kautz hat sie Poesie getauft. Im Verblühen wird die Mitte etwas lila (leider war es für Fotos schon zu dunkel).
Und nun scheint die Winteraster eine Trendpflanze zu werden, jedenfalls, wenn man Sarah Raven glaubt. Sie ist die Ehefrau von Adam Nicolsen, dem Enkel von Vita und Harold, den Sissinghurst Erschaffern. Adam hatte vor zwanzig Jahren den Impuls dafür gegeben, die den Garten umgebenden Felder nicht mehr zu verpachten, wo sie kommerziell genutzt und beschädigt (schwere Maschinen, Herbizide) wurden. Dass sie nun ökologisch für Produkte des Restaurants genutzt werden, berichtete ich nach meinem Besuch dort in diesem Frühjahr: In Sissinghurst zum dritten Mal
In einem Blog aus Home and Garden schreibt Sarah, dass sie in New York City wunderschöne Winterastern bei Floristen gesehen hätte. Sie glaubt an einen Trend. Auf einem Foto in ihrem Garten in Sussex trägt sie Riesensträuße mit geflammten Farben im Arm. Und sie hofft, dass diese schöne Vielfalt nun auch in den Gärten ankommt: „Oft werden die besten zuerst für die Schnittblumenindustrie gezüchtet und stehen unter restriktiven Pflanzenzüchterrechten, aber mit der Zeit verfallen die Lizenzen und sie werden als Gartenpflanzen“ möglich.
Und wie kommen diese leuchtenden Farben zustande? Dazu schreibt Herr Näser im Novemberblatt des Kalenders:
Vorm ersten Frost wurden Sträuße ins Gewächshaus gestellt, in immer frischem Wasser und dann die Fenster geöffnet. So kamen die Insekten zu den Sträußen, deren geeignete Kreuzungspartner in die Nachbarschaft gestellt worden waren.
„Einige Wochen später war die Samenernte möglich und Karl Foerster konnte daraus endlich Chrysanthemen-Sämlinge in größeren Stückzahlen auspflanzen.“
Und dann steht da auch noch, warum es meiner im Vorgarten so gut geht: dass sie Sonne und „kalkhaltigen, gut kultivierten Gartenboden“ mögen…
Ach, liebe Eva, jetzt habe ich eben in Deinem Blog gelesen, dass die Chrysanthemen jetzt „Winterastern“ heißen (sollen?). Dein Beitrag ist sehr interessant!
Für mich sind Chrysanthemen immer noch einfach „Friedhofsblumen“. Im überwiegend katholischen Südosten von Österreich, im Süden der ehemaligen Kulturhauptstadt Graz (2003), wo ich aufgewachsen bin, wurden sie immer zu Allerheiligen (= 1. November) auf die Gräber gebracht. Das war ein Ritual in meiner Herkunfts-Familie mit meiner positiv tiefgläubigen Mutter. Und wenn ich Chrysanthemen rieche, muss ich immer an Friedhofsblumen denken – das ist für mich immer unangenehm. Zum Glück gibt es mittlerweile auch relativ „geruchlose“ Chrysanthemen :-)))
Bei „Winterastern“ habe ich in Analogie sofort an „Herbstastern“ denken müssen – in meiner Herkunftsgegend heißen diese „Herbstzauber“ (https://www.kientzler-garten.de/Herbstzauber/Astern.php).
Ich freue mich auf Deine weiteren Beiträge!
Christine
Liebe Frau Luber,
danke für den Chrysanthemum-Blog. Ich habe ihn mit viel Interesse und Wohlwollen gelesen. Übrigens: Nach meinen Beobachtungen brauchen die Garten-Chrysanthemen eine gewisse „Beinfreiheit“, wie sie die ‚Poesie‘ in meinem Garten hat, während sich 2 Meter weiter bei mir die eng gepflanzten Foerstersorten im Kümmern überbieten.
Ein Hinweis dazu: Noch bis 27.11. findet zu Ehren Karl Foersters eine Chrysanthemen-Ausstellung in Potsdam auf der Freundschaftsinsel (im Nebengebäude der Gaststätte) statt, geöffnet täglich von 11 -17 Uhr. Es gibt eine Menge „Echtsträuße“ von Garten- (Foerster-)Sorten zu sehen, aber auch vieles andere rund um Chrysanthemen: Bücher, Bilder, Gewändte (und Wände!), Keramik und mehr. Ich finde diese kleine sehenswerte Schau mit großer Kenntnis und Liebe zusammengestellt. Leider werden die Sträuße wahrscheinlich nicht so lange durchhalten.
Ein freundlicher Gruß von Garten zu Garten von
Konrad Näser