Ein Buch über Vita Sackville-West hatte mich damals angeregt, unseren Stadtgarten in der Mitte von Berlin, trotz seiner Winzigkeit, nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Wir waren gerade nach einigen Jahren in Afrika hier eingezogen. Schön, dass ich eigene Vorstellungen entwickeln konnte—aber welche? Eigentlich kannte ich nur barocke Schlossgärten. Bei Vita, der Schriftstellerin, könnte ich mir Kreativeres abgucken.
Der Garten war zwischen 1931 und 1961 von Harold Nicolson nach gemeinsamen Vorstellungen mit Vita Sackville-West geplant und angelegt worden. Für ihn waren Grundlagen eines englischen Gartens: Water, trees, hedges and lawn. Sie besorgte die Anpflanzungen.
Das erste Mal war ich vor dreißig Jahren im Oktober da, Blau im Garten zwanzig Jahre später im Juni, die Alles überstrahlende Rose im weißen Garten musste ich endlich blühen sehen.
Nun, im April, würde ich den Lime Walk mit seinen Frühlingsblühern sehen, den Lindengang. Im Kapitel Frauengärten und Männergärten zu Frauengärten und Männergärten beschreibe ich die Zusammenarbeit des Paares: Er war viel als Diplomat im Ausland tätig und sie pflanzte vor Ort. Nur der Lime Walk war seins. Ob jetzt auch berichtet würde, dass er in Berlin gewesen war und sich für den Namen von Unter den Linden inspirieren ließ?
Vor Kurzem las ich ein Buch Einmal Gärtnern in Sissinghurst Rezension: Einmal gärtnern wie in Sissinghurst von Astrid Ludwig. Eine deutsche Journalistin hatte als Volunteer gearbeitet und hat vom neuen Chefgärtner geschwärmt: Troy Smith sucht neue Wege, das Alte achtend.
Beim Besuch im April fand sich dann eine einladende
Tafel mit den aktuellen Höhepunkten zur Begrüßung. Und ein Blättchen mit Gardeners‘ Cuttings (Gärtners Stecklingen) für den Monat April.
Zum Lime Walk stand: „Designed by Harold Nicholson, it was the only part of the garden that Vita had no say over. Harold regarded it his ‚life’s work‘ and based the stucture on classical Italian gardens…“ Leider immer noch kein Wort von Unter den Linden! (Sie wundern sich, dass er mit ch geschrieben wird? Ich auch!)
Da der Boden aus Lehm („our heavy sticky clay“) ist,
fühlen sich die Zwiebelblüher nicht wohl, müssen nachgesetzt werden. Sie bildeten einen Teppich mit Anemonen, Fritillaria, Narzissen und blauen Muskari.
Dann erwanderten wir die Nuttery dahinter: ganze Felder mit weißen Trilliums und Farn in sehr frischem Grün.
Der Garten ist in Räume aufgeteilt, die von Eiben und Buchsen begrenzt werden. Nun verstand ich auch, warum ich diesen Garten anderen in England so vorziehe: Die vielen Hecken sind gerade geschnitten. Es gibt keine Topiary Art—die Kunst den Pflanzen widernatürliche Formen aufzuzwingen. Der grüne Garten.
Den Rosengarten ließen wir, jahreszeitbedingt, aus. Und sahen zum ersten Mal Delos, hier wird eine griechische Insel nachempfunden.
Dass der neue Chefgärtner sich am Original orientiert, merkt man auch am weißen Garten Der Weiße Garten. Vita schrieb dazu in einem Beitrag A Cool White Garden: I will write, rather, about the grey, green, white, silver garden which look so cool on a summer evening.“
Auch ohne Rosen war er eine Pracht: mit weiß blühenden Rosmarinen, Wiesenrauten und Flockenblumen. Im Text der Gardeners’ Cuttings steht, dass man Pflanzen nun erlauben möchte, sich auszusäen.
Im Shop fand ich eine Broschüre von 2018, geschrieben von Adam, dem Enkel. Er hatte,
zehn Jahre vorher, erreicht, dass die den Garten umgebenen Felder wieder auf ökologischer Grundlage landwirtschaftlich genutzt werden. Vorher waren sie verpachtet gewesen und waren: „now simplythe sterile medium in which highly chemicalised and industrialised crops could be produced.“
Im Faltblatt fällt die Hommage knapp aus: “Today Sissinghurst is also a working farm with cattle, sheep and pigs and home torare species of wild flowers, insects and birds.“
Mich haben seine Aktivitäten für den zukünftigen Erhalt vom Castle Garden so beeindruckt, dass ich noch ein dickes Buch von ihm las und einen weiteren Blogbeitrag dazu schrieb!