Den Sommer genießen konnte ich in diesem Jahr besser als damals, als ich das Buchkapitel Hochsommer schrieb. Vielleicht ist es die Gelassenheit des Alters? Oder eher eine coronabedingte Wurschtigkeit? Es macht Spaß, darüber zu grübeln, und genug Zeit dafür ist auch, da man Manches nicht mehr machen muss: Normalerweise machte ich mir im Spätsommer Gedanken darüber, ob ich in Herbst und Winter genug Kleidung haben würde — nun habe ich mehr davon, als Gelegenheiten, sie zu tragen. Auch der Wunsch, mich selbst zu optimieren, quält nicht mehr. Nur den Garten zu optimieren, da fällt mir doch immer wieder etwas ein. Und das macht richtig Spaß.
Während ich früher überall etwas hinpflanzen musste (ein Nachbar sprach schon abfällig von der grünen Hölle!) entferne ich nun manche Bodendecker. Neulich beschenkten wir weniger ambitionierte Gärtner mit vier Quadratmeter Bodendeckern: Nessel, Erdbeeren, Günsel, Buntblatt.
Die freiwerdenden Flächen sind verheißungsvoll: was könnte da wohl hin, vielleicht im nächsten Jahr Einjährige einfach vor Ort aussäen? Genug Samen hätte ich ja inzwischen und könnte Cosmeen, Trichterwinden, Nigella und Zinnien dahin setzen, oder einfach mal den Platz frei lassen.
Außerdem ist zunehmend der Garten im Frühsommer voll mit kleinen Pflänzchen, Tomaten, Trichterwinde, Balsaminen, sie kommen anscheinend aus dem Nichts, und das da, wo sie wollen und meist lasse ich sie dann dort. Bei den Tomaten scheint leider die von mir bevorzugte Sorte Harzfeuer nicht dabei zu sein. Im nächsten Jahr werde ich dann doch welche, vielleicht zwei Pflänzchen, davon kaufen. Was für eine Tomate da gekommen ist weiß man erst, wenn die Früchte ihre Form annehmen, es also viel zu spät ist, sie zu entfernen.
Jetzt im Hochsommer zeigen sich Pflänzchen von Karden und Nachtkerzen, die auch in diesem Jahr so schön blühen wie im letzten! S. den Film! Ich pflanze sie an die geeigneten Stellen, damit sie dort im nächsten Jahr blühen. Das brachte mich auf die Idee: Ich ziehe jetzt Zweijährige für den nächsten Sommer vor: Wenn Sie jetzt anfangen, schaffen Sie es auch noch: Bei Gartenbesuchen oder Spaziergängen die Samen von Stockrosen, Malven, Digitalis mitnehmen und jetzt aussäen. Da ich ’mal las, dass die Samen normalerweise einen winterlichen Frost brauchen, kommen sie alle über Nacht in den Gefrierschrank. Dann werden sie in kleinen Töpfchen ausgesät, am besten in schneckensicherer Höhe und noch in diesem Jahr an ihre zukünftigen Plätze gesetzt.
Bei den Digitalis, die nach zwei Wochen erst stecknadelkopfgroße Pflänzchen waren, nach drei Wochen wie klitzekleine vierblättrige Kleepflänzchen weiß ich noch nicht, ob es klappt, mit Malven und Stockrosen gibt es schon gute Erfahrungen.