Dear Friend and Gardener von Beth Chatto und Christopher Lloyd

Schon die Vorwörter dieses Briefwechsels sind lesenswert: Gekauft hatte ich es als Taschenbuch, 2021 in England erschienen, mit einem Vorwort von Fergus Garrett, dem Nachfolger Lloyds in Great Dixter, und natürlich auch mit denen der beiden Autoren von 1998.

Die deutsche Übersetzung erschien 2013 zu Beths Neunzigstem mit einem weiteren Vorwort von ihr, in dem sie die vielen Praktikant:innen aus Deutschland lobt und die Übersetzung von Maria Gurlitt-Sartori hervorhebt, (zu Recht, wie ich finde) deren Schwester bei ihr gearbeitet hatte. Sie betrachtet sie alle als ihre Kinder, teilte gerne die selbst gezogenen Gemüse mit ihnen. Die fast Neunzigjährige schreibt:

 „Im Grunde glaube ich, dass das Gärtnern unsere archaischen Instinkte weckte, insbesondere das Bedürfnis, etwas zu gestalten und zu umsorgen. Wir können nicht ewig Kinder bekommen, aber wir können unseren Drang, Leben weiterzugeben, befriedigen, indem wir Stecklinge, Sämlinge, junge Pflanzen anziehen, bis sie kräftig genug sind, um ohne unsere Hilfe weiterzuleben.“

Lloyd, den alle Christo nennen, war ein kinderloser Single, ihn lockte es, Neues auszuprobieren, gegen den Strom zu schwimmen—in einem Garten, der in der Tradition englischer Gärten und von einem Arts and Crafts Stardesigner geschaffen worden war und allgemein bewundert wurde. Er war dort geboren worden, aufgewachsen und hatte ihn geerbt.

Der Briefwechsel wurde vom Verlag angeregt, nachdem beide seit Jahrzehnten befreundet waren und über ihre Gärten und von gemeinsamen Reisen publiziert hatten.

Beide kochen und essen gerne, sie bevorzugt eigene Gemüse, die sie mit Liebe und Fürsorge zieht, etwa die Karotten schon zu Neujahr im Tunnel gesetzt. Er wagt sich an komplizierte Menüs, hatte gerne große Gesellschaften. Beth genießt diese bei ihm, zuhause muss es aus Rücksicht auf Andrew, ihren Gatten, gemächlicher sein. Christo geht so weit, ihn „Fußfessel“ zu nennen. Link Beth Chatto.

Sie beschrieben sich gegenseitig die aktuellen Schönheiten in ihren Gärten, das wichtigste Thema bei Beth ist der Regen, besser gesagt, die Trockenheit. Ein Regen wird dann zelebriert, mit einem Freudengang durch den Garten begrüßt.

Beth war dabei den Kiesgarten zu entwickeln: Nur bei Pflanzung darf gegossen werden. Christo findet, man könnte durchaus mal gießen, wenn die armen Pflanzen es brauchen…

Er kommt gesellschaftlich viel rum, trifft Promis, manchmal kommt es wie Name Dropping rüber. Er organisiert gemeinsame Konzertbesuche in Glyndebourne, auch die Mitgärtner kommen mit, es gibt Fotos davon.

Als die Herausgeber dieses Briefwechsels monieren, man solle doch sich doch mehr auf das Gärtnern fokussieren setzen sie sich durch: Wenn es nur um Ratgeber gehe, dann gäbe es genug davon, sie schreiben entweder über ihre Leben mit ihren Gärten oder gar nicht. Als Leserin bin ich dafür dankbar, denn mich interessiert gerade, wie sie mit dem Älterwerden umgehen. Beide gehen auf die Achtzig zu und erfahren Ehrungen, von Universitäten und gärtnerischen Gesellschaften, auch hier gibt es Fotos.

Beth fällt es schwerer, Verantwortung abzugeben, einmal schreibt sie, dass nun David Ward, der Chefgärtner, mitkommen solle, wenn sie Gartenführungen macht. Christo hat schon früher Fergus Garrett die Leitung abgegeben, kokettiert mal damit, dass er sich wieder einmal eingemischt hätte. Besonders interessant deshalb das ausführliche Vorwort von ihm, ein Vierteljahrhundert später: „Beth changed the way we look at plants and gardens, and she made us connet with the wild. Christo was about freedom and creativity with a deep sense of adventure.“

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