Ein wenig kennengelernt hatte ich den Garten durch den Briefwechsel von Christopher Lloyd mit Beth Chatto: Dear friend and gardener. Dixter gehört zu den Top-must-see Gärten im Sussex. Gestaltet von Christopher Lloyd, einem gelernten und studierten Gärtner. Der Garten ist auch deswegen bekannt, weil Lloyd, vor allem im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts, eine Kolumne im Magazin Country Life hatte. Da hatte er gegen gärtnerische Routinen angeschrieben, damals Undenkbares gewagt.
Nun ist dies nichts Neues mehr; so erschien mir der Garten erst eben typisch englisch: viel Struktur, riesige Hecken, die beschnitten waren.
Lloyds Eltern haben den „Manor“ gekauft, er wurde 1921 dort geboren. Das Anwesen wurde vom Arts and Crafts Chefdesigner Sir Lutyens modernisiert, er hat auch Teile des Gartens gestaltet, etwa den Teich und die Stufen dahin. Und er liebte Topiary Art, die Kunst, Hecken in Skulpturen zu schneiden. Dass mir das nicht gefällt, weiß ich seit unserem Besuch in der Dordogne. Der grüne Garten
Bei unserem Besuch regnete es, so dass alle Besucher ins Haus strömten und sich für die Räume und deren Ausstattung interessierten. Mir wurde klar, dass das der Geschmack von vor hundert Jahren war, es war dunkel und kalt, nicht wohnlich. Schrieb Lloyd seine Briefe nicht gerne beim Knistern des Kamins? Der fehlte nun…
Im Garten fremdelte ich anfangs noch mehr: Kleine Gärten, umrandet von breiten Hecken. Und im peacock (Pfau) garden, sah ich anfangs Eichhörnchen in den Pfauen, die aus Buchsbaum geschnitten worden waren.
Doch beim Betrachten der von Hecken eingerahmten Beeten wurde ich beschwingter, es war übervoll: in Stauden hereingepflanzte Tulpen, in gewagten Farbkombinationen. Im April waren es vor allem Tulpen, die Farbakzente setzten. Das werde ich bei meinen Frauenmänteln auch machen!
Auf die von Lutyens gepflanzten Rosen war Lloyd wegen deren Überalterung nicht mehr stolz, er reduzierte sie und schuf einen Dschungelgarten mit Bananenstauden (Musa), Canna, es wurde so, wie in einem tropischen Garten. Schön, dass die Pflanzen da mitgemacht haben.
Einen besseren Zugang bekam ich dann über Fergus Garnett, seinen noch zu Lebzeiten zum Chefgärtner ernannten Nachfolger, der den Garten nun seit drei Jahrzehnten gestaltet und die Stiftung führt, die für den Erhalt des Denkmals steht. Als junger Gärtner begann er in Dixter und wurde zum Begleiter und Freund. Der unverheiratete kinderlose Lloyd hat ihn als Nachfolger anerkannt und gefördert.
Fergus wurde in England geboren, mit einem englischen Vater und einer türkischen Mutter. Die Ehe der Eltern ging auseinander, die Mutter zog zurück in die Türkei, er wuchs in Istanbul auf. Als dann die Ausbildung der Söhne wichtig wurde, ging es zurück nach England. Bei Lloyds Türkeireise war er sein Reiseleiter Er tritt auch als Autor in die Fußstapfen und schreibt Vorwörter für englische Gartenbücher.