Der Schlosspark Petzow und seine Umgebung

Als wir als eingeborene Westberliner vor über dreißig Jahren Fahrten dahin machten, wo früher die „Zone“ war, ahnten wir nichts von dieser Schönheit des Schlosspark Petzow am Schwielowsee, die schon Fontane so begeistert hatte. Alles schien heruntergekommen und mögliche Aussichten waren verbuscht.

Im letzten Jahr (2022) entdeckten wir die Schinkelkirche anlässlich einer Fotokunstausstellung dort und den Lenné Park am Schwielowsee Auf Reisen begegnet mir (fast) immer ein Lenné Park. Daneben liegt der Schlossgarten, leider umgeben von einer über mannshohen Ziegelmauer, das Tor war verschlossen und Einblicke kaum möglich.

Über die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur buchten wir eine Führung (auf der Website des Schlossparks kann man dazu alles erfahren!). Durch das 3000 qm große Gelände führte uns der Eigner, Herr Kosakowski. In zwei Jahrzehnten gelang es, aus dem, was einst mal ein Lenné Park gewesen war, ein zeitgemäßes Paradies zu gestalten. „Es hat mehr als 25 Jahre gebraucht, die 1946 verfügte Parzellierung des Schlossgartens zu überwinden und den historischen Gartenraum zurückzugewinnen.“ (von der Website).

Neubauten

Dazu mussten Widrigkeiten mit Zuständigen der verschiedenen Ebenen unterschiedlicher Behörden überwunden werden, inzwischen gäbe es da einen Generationenwechsel und die derzeitigen Vertreter:innen zeigen zunehmend Anerkennung für das Geschaffene. Einige neue Gebäude für die Arbeiten waren notwendig. Sie passen dazu wie gewachsen, als wenn Lenné, oder seine Schüler, sie noch geplant hätten.

Geprägt wird das Anwesen durch die übermannshohe Mauer aus Ziegeln, wobei der Mauerabschluss/Krone mit Fehlbränden aus der Klinkerproduktion besteht. Die Ziegelei gehörte der Firma Kaehne, die auch die früheren Besitzer des Schlossparks waren. Drei Kähne sind als Logo in einigen der Ziegel eingebrannt.

Am Mauerwerk stehen alte Obstbäume, zum Glück ist die seit fünfzehn Jahren betreuende Landschaftsplanerin, Frau Sabine Dirks, in Pomologie bewandt. Sie kennt viele der Namen der Bäume, etwa den Schönen von Nordhausen, und es werden weitere gepflanzt, wie sie es schon zu Kaehnes Zeiten gab.

Herr Kosakowski interessiert sich auch für die Spuren der Siedlungen lange Zeiten vor preußischer Ordnung. So gibt es einen Feengarten, einen Tingplatz. Beim Graben kamen immer wieder wertvolle Funde zu Tage, sodass inzwischen, wann immer tiefer als 30 cm gegraben wird, eine Archäologin anwesend sein muss.

Feengarten
Tingplatz, mit einer Gleditsia triacanthos, Lederhülsenbaum.

Mir als Pflanzenliebhaberin waren viele Schönheiten aufgefallen, wie etwa ein Etagenschneeball oder eine Viola sororia ’Freckles‘ vor allem aber auch neuere Pflanzen, die besser mit der Klimakrise fertigwerden, etwa ein border mit Phlomis russeliana und Phlox in unterschiedlichen Sorten. Perovskien, Gaura und Bartblumen nach diesem heißen Sommer in Frankreich.

Phlomis Gang

Zum Glück durfte ich noch einmal wiederkommen und Frau Dirks meine Fragen stellen.

Als Konzept wurden Räume geschaffen, so wie in englischen Beispielen üblich. Die große Prärie wurde mit Präriestreifen durchsetzt, Kontraste durch gemähte und nicht gemähte Streifen entstanden, wobei bei im Mai auch noch Zwiebelpflanzen wirkten. Nun, im September, waren einige der Gräser zu Mäuerchen gewachsen. Bei den Präriestreifen wurde dadurch die Wirkung vermindert: sie bestanden nun aus sehr hohen Goldruten (es hatte gut geregnet!) die wie ein einziges Feld erschienen.

Ein neues Beet, vorwiegend mit Trockenheit resistenten Pflanzen (mediterraner Charakter) wurde gemeinsam von Frau Dirks und ihrem Sohn geplant und angelegt, hier dominieren Gräser (z.B. Stipa gigantea, Helicotrichon), Disteln wie Eryngium etc., diverse Salbei und als Strukturbildner ein zum Pilz geschnittener Taxus und zwei schirmförmige Platanen und viele Stauden mit silbrigen und behaarten Blättern.

Es gibt noch viele Pläne also, work in progress. Irgendwann wird es so sein, wie Fontane sagte: „Das Ganze ein Landschaftsbild im großen Stil; nicht von relativer Schönheit, sondern absolut.“

Jan Dirks betreut auch den großen Küchengarten, Frau Dirks kommt nur noch etwa einmal die Woche. Hier werden viele Pflanzen für den Schlossgarten gezogen. Auch Blumen, wobei mich die Farbkonstellationen besonders beindruckten. Die produzierten Gemüse werden von einem Restaurant in Werder frisch geerntet und es werden Gemüsekisten im Abo verkauft, der Überschuss wird im Restaurant Drei Kaehne (gegenüber des Parks, nur am Freitag, Samstag und Sonn- und Feiertagen geöffnet) verkauft. Der Potager war gut im Schuss, überall etwas zu pflücken, was für die Kunden übriggelassen wurde. Dann fanden wir einige überreife Himbeeren und konnten sie vom Runter- und Verfall retten. Köstlich!

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