Rezension: Rund ums Freibad von Heinrich Zille

Das Buch hatte Heinrich Zille 1926 mit einem Beitrag zum Freibad herausgegeben. Er war achtundsechzig Jahre alt, drei Jahre vor seinem Tode. Dazu hat er Zeichnungen aus allen seinen Schaffens Perioden zusammengetragen, die, so wie wir es von ihm kennen, mit treffenden Kommentaren versehen sind. Meist sind sie in direkter Rede der Dargestellten, Sprechblasen gibt es noch nicht bei ihm, und doch weiß ich genau, wer was sagt.

 

Mir gefielen verschiedene Aspekte, und ich werde sie der Reihe nach darstellen:

Da ist die Geschichte Berlins, die Stadt zog in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts viele Menschen an, für die Häuser mit Hinterhöfen gebaut wurden. Zille berichtet von den hygienischen Verhältnissen, wie wenig das Baden, ja überhaupt das Waschen, üblich war. Wenn der Arzt einen Patienten bat, die Socken auszuziehen, wird er vom Patienten darauf hingewiesen, dass er noch den „Winterfuß“ hat.

Im handgeschriebenen Text „Das Freibad“ berichtet er von Badestuben in Häusern, meist in der Nähe der Spree, in denen Menschen sich waschen konnten, manchmal wurden sie aber auch vom Magistrat geschlossen, wegen „allzufreien, ungenierten Badens.“

Erst 1907 wurden die Freibäder geöffnet und die Sehnsüchte der Menschen nach Bewegungsfreiheit und Körperlichkeit konnten sich im Freien erfüllen. Das erinnert mich an Peter Josef Lenné, der wusste, wie gut ein Aufenthalt in der Natur für das menschliche Gemüt ist und früh begann, Volksparks zu planen. Rezension: Peter Joseph Lenné: Eine Biographie von Heinz Ohff

Manchmal gibt es Sprüche, die auch ohne Zeichnungen wirken, etwa dieser: “Wie herrlich ist es nichts zu tun, und von dem Nichtstun auszuruh’n!“ Dazu gemalt wird dann eine Aktschönheit am Spreeufer.

Dann geht es um die Naturfreunde und ihre Bewegungen: „Zurück zur Natur“, zum Nacktsportverband, die „Wege zu Kraft und Schönheit“ werden aufgezeigt, das Luft- und Sonnenbad „Volkskraftbund.“ Eines meiner Lieblingsbilder zeigt eine Kleinfamilie am Strand: „Vata mir is iebel!“

„Dann stell‘ dir nich so bei mir,–geh bei Muttern!“

Nun zu den Kindern: es gab früher einfach mehr und sie werden alle gemalt! Vor allem sie und junge Erwachsene, gerne Verliebte, werden als Persönlichkeiten getroffen. Die Kinder sind oft etwas pummelig gemalt. Das erste Kind kommt nach dem achtseitigen Beitrag zum Freibad und sagt: „Hinter mir kommen noch eine Menge „Zille“-Kinder.“ Und dann kommt das Bild:

 

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