
In diesem Winter blühen nicht nur die Winterblüher sehr hübsch, es kommt auch eine Schwanzmeisengruppe regelmäßig zum Futterplatz: Erst drei, dann vier, dann zwei und einmal alle Sieben. Ich hatte mich schon gesorgt, denn nach meiner Erfahrung treten Schwanzmeisen immer als Gruppe auf. Heute waren es wieder drei und mein Mann konnte sie fotografieren. Nach einer kurzen Phase des Winters glauben die Amseln schon, jetzt wäre es Frühling, sie zwitschern ganz munter.
Die ersten Schneeglöckchen blühen und auch die Winterlinge blühen auf. Selbst der Elfenkrokus im Rasen zeigt sich. Aber König bleibt der Winterjasmin. Meiner ist sehr wüchsig und lässt sich gut vermehren: Er bildet ganz ohne Zutun Absenker, wo immer Zweige auf der Erde liegen. Wenn wir ihn im Frühsommer etwas zurückschneiden, werden auch die abgeschnittenen Teile bewurzelt, nachdem sie etwa zwei Wochen im Wasser stehen. Einige unserer Nachbarn haben meine Ableger inzwischen auch in den Vorgärten und es ist mir immer eine Freude, im Winter an den gelben Wölkchen vorbeizugehen.







Nachdem ich den Bericht über blühende Kamelien in Galizien gelesen hatte (DIE ZEIT 08/13), begann ich mit dem Planen einer Reise für die Monate Februar oder März, wenn die Blüten ihren Höhepunkt erreicht haben. Wir Rentner schafften es im folgenden Jahr. Kurze Internetrecherchen ergaben, dass es keine für uns geeigneten Reisen von Veranstaltern gibt. Nicht, dass wir lieber eine solche Reise gebucht hätten, wir sind überzeugte und inzwischen erprobte Individualreisende. Die Kataloge für Gartenreisen lasse ich mir seit vielen Jahren schicken und besuche Gärten, die mir darin interessant erscheinen, auf eigene Faust. Dabei entgehen uns vielleicht die Einladungen in Privatgärten, zur Teatime mit selbstgebackenen Scones. Bisher reichten mir die öffentlich zugänglichen Gärten für mein Gartenreiseglück.

In meinem Londoner Winter begann ich mit dem Lesen von Gartenzeitschriften. Das monatliche Erscheinen der Mitgliederzeitschrift der Royal Horticultural Society schenkte mir regelmäßige Höhepunkte in meinem Studentenleben. Ich war für das eine Jahr Mitglied geworden, das ich in London studierte. Wenn das Magazin kam, ließ ich für mindestens einen Abend die Texte liegen, die wir täglich für das Studium zu lesen hatten. Erst einmal vertiefte ich mich in meine Gartenzeitschrift. Die Fotos waren schön, auf ihnen blühte fast immer etwas, auch im Winter, und die Autoren sprachen von ihren Erfahrungen mit und von ihren Vorlieben für manche Pflanzen.
Ihre großen Blüten mitten im Winter faszinieren mich, seitdem ich sie in London kennenlernte. Sie fingen in den Stadtparks im Januar an zu blühen. Im Februar gab es riesige Wände voll Blüten im Botanischen Garten Kew Gardens, zu dieser Zeit auch in Cornwall und Wales, in den dort angelegten Gärten und Parks. Das ist es, was mich so anzieht, ihre großen Blüten, wenn andere Pflanzen ihren Winterschlaf halten. Die Kamelien bestimmen seither meine Winter. Im Oktober beginnen die zwei weißen Sasanquas zu blühen, wenn wir Glück haben und der Frost spät im Jahr kommt, oder erst im neuen Jahr, dann strahlen sie in diesen dunklen Zeiten. Von den anderen, die auch draußen sind, sehen wir die Blüten erst im April und Mai, zu einer Zeit, in der die Frühlingsblüher ihnen Konkurrenz machen. Uns fehlt der Golfstrom, der ihnen im Winter mit seiner Wärme zur Blüte verhilft. Inzwischen habe ich fünf Kamelien, aber mehrere sind schon eingegangen. Die erste überlebende Kamelie war eine R. Wheeler, heute ist sie die größte von allen.